Gebrauche deine Vernunft
Irmtraud Gutschke
Er blieb einer der wirkmächtigsten Philosophen nicht nur in seiner Zeit: Immanuel Kant (1724-1804). Als Professor für Logik und Metaphysik in Königsberg prägte er mit seinem wohl wichtigsten Werk „Kritik der reinen Vernunft“ die Epoche der Aufklärung. Wobei er die Vernunft keineswegs kritisieren wollte, sondern im Gegenteil durchleuchten, durchdenken. Und auch Metaphysik bedeutete für ihn nicht, dass er hinter der sinnlich erfahrbare Welt noch etwas sinnlich nicht Erfahrbares vermutete. Vielmehr ging es ihm darum, die Grundsätze der Moral zu erklären, deren Wurzeln er eben in der Vernunft sah, die Menschen gegeben ist.
„Der Mensch ist durch seine Vernunft bestimmt, in einer Gesellschaft mit Menschen zu sein und sich in ihr durch Kunst und Wissenschaft zu kultivieren, zu zivilisieren und zu moralisieren“, heißt es in diesem Buch. Wobei Kinder „nicht als Eigentum ihrer Eltern angesehen“ werden sollten und auch Erzieher der Erziehung bedürften. Dass man Kinder nicht dressieren sollte, damit sie zu „Nachäffern“ werden, dass sie denken lernen müssten, war zu seiner Zeit eine Aufsehen erregende Erkenntnis, die immer wieder neu gewonnen werden musste.
„Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ Das könnte doch ein Motto für die Gegenwart sein. Wie dieses kleine Buch überhaupt von der ersten bis zur letzten Seite ebenso beifällig wie nachdenklich liest. Dank an Barbara Brüning für ihre Auswahl und dank dem Verlag für die Entscheidung, eine Zitatensammlung von Immanuel Kant in die Minibibliothek aufzunehmen. Das übersichtlich gestaltete und schön illustrierte Büchlein passt in jede Jackentasche. Unterwegs könnte es aufschlagen, statt ständig im Smartphone zu scrollen.
Immanuel Kant. Zitate ausgewählt und mit einem Vorwort von Barbara Brüning. Minibibliothek im BuchVerlag für die Frau, 128 S., geb., 5 €.