Des Malers beseelter Blick
Mit Hans-Jürgen Gaudeck zu Besuch in der Potsdamer Schlösserlandschaft
Irmtraud Gutschke
Jetzt, im Mai, wäre die rechte Zeit, dort spazieren . Der Sacrower See glitzert in der Sonne und überall Fliederduft. Wie mir das Buch von Hans-Jürgen Gaudeck Lust darauf macht! Erst nach dem Mauerfall hat sich für ihn, der in Kladow wohnt, diese ihm vorher verschlossene Landschaft geöffnet. Und er erkundete sie – vom Park Sacrow weiter bis Schloss Babelsberg, den Neuen Garten mit dem Marmorpalais, das Schloss Cecilienhof … Erkundet sie mit uns zusammen, nicht nur als gewöhnlicher Wanderer, sondern mit dem besonderen Blick des Künstlers, an dem wir nun teilhaben dürfen in diesem Buch. Weil er ein begnadeter Maler ist, sei ihm zur Ehre gesagt, dass es zuerst seine luftig leichten Aquarelle sind, die den Blick fesseln. Aber ich als passionierte Lesern kann auch seine Texte nicht genug loben: Das sind nicht nur Beschreibungen einer besonders schönen Schloss-, Wald- und Parklandschaft, die auch von Berlin aus leicht zu erreichen ist, das ist lyrische Prosa vom Feinsten, durchaus inspiriert von Meistern der Vergangenheit, die hier ebenfalls zu Wort kommen: Friedrich de la Motte Fouqué, Joseph von Eichendorff, Theodor Fontane.
Malerei und Sprache fließen in eins und entfalten Wirkung: Ein ruhiges Glück breitet sich aus und verdrängt die Unruhe, die vorher noch in einem war. Befreiung von all den schwer lastenden Gedanken: An meinem Schreibtisch atme ich Frühlingsluft, bestaune bunte Blätter und herbstliche Nebel. Jede Jahreszeit hat ihren Zauber, wenn man wie Hans-Jürgen Gaudeck die Gabe hat, das Wunderbare zu sehen.
Hans-Jürgen Gaudeck: Park Sacrow. Entrée zur Potsdamer Schlösserlandschaft. Klaus Becker Verlag, 84 S., geb., 22 €.