Was uns alles bei Corona bewegt
Von Irmtraud Gutschke
„Oma, glaubst du eigentlich, dass Corona so wichtig ist, dass die Kinder später in ihren Geschichtsbüchern darüber lesen werden?“ Mit dieser Frage ihres 10-jährigen Enkels hat es für die 74-jährige Hannelore begonnen. Sie suchte den Austausch mit ihren Freudinnen und Freunden – auf der Innenseite des Buchumschlags sind sie alle vermerkt – und es ergab sich ein „Briefwechsel“. So schlicht hat Doreen Mechsner ihr Buch dann auch genannt. Wobei der Untertitel es in sich hat: „Stimmungsbild einer viralen Krise“. Hannelores Brief aus Krefeld folgt der von Nora aus Pinnow – die beiden sind die wichtigsten Briefpartnerinnen im Buch, aber es schließen sich weitere an, sodass sich tatsächlich ein großes Bild ergibt von verschiedenen Stimmungslagen, Sorgen und Fragen, in denen sich viele Leserinnen und Leser wiederfinden werden.
Beim Lesen mag man sich an den Band „Journal“ der Bestseller-Autorin und Friedenspreis-Trägerin Carolin Ehmcke erinnern. Aber der enthält nur eine einzige persönliche Sicht und wird in dieser Hinsicht womöglich nicht der letzte sein. Hier aber ist das Stimmengewirr gespiegelt, von dem wir umgeben waren und sind. So könnte das Buch womöglich tatsächlich dem 10-Jährigen von heute später eine Antwort darauf geben, wie die Erwachsenen diese Zeit erlebt haben. Vielleicht werden wir sagen, dass 2020 erst die Veränderungen begannen, die im folgenden unser Leben bestimmten, und dass die „virale Krise“ Ausdruck von etwas viel Größerem war.
Doreen Mechsner: Briefwechsel. Stimmungsbild einer viralen Krise. Umland Verlag, 284 S., br., 14,80 €.
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