Willkommen in meinem Literatursalon
Irmtraud_Gutschke

Lesen macht glücklich, weil es uns sagt, wer wir sind und wer wir sein wollen, weil wir über uns hinauswachsen, in fremder Haut erleben dürfen, was uns sonst verschlossen bliebe. Heutzutage scheinen wir ja in Informationen zu ertrinken und haben doch das Gefühl, dass uns Wichtiges fehlt. Was ich suche, sind Bücher, die in diesem Sinne nachdenklich machen, ja auch solche, von denen ein Leuchten ausgeht. Viele Jahrzehnte habe ich als Literaturredakteurin mit Hunderten, ja Tausenden von Texten zu tun gehabt, auch selber Bücher geschrieben. Die Neugier auf Neues will ich hier mit anderen teilen.

„literatursalon.online“: Stellen Sie sich vor, wir sind zusammen in einem schönen Saal, und Sie möchten von mir wissen, was sich zu lesen lohnt. Was interessiert Sie denn, frage ich zurück. Politische Sachbücher? Gute Romane und Erzählungen? Spannende Krimis? Bildbände, die man immer wieder betrachten möchte? Mit meiner Auswahl lade ich Sie zu Ihren eigenen Entdeckungen ein.

Irmtraud Gutschke

Wenn Sie mehr über mich erfahren wollen - meine Biografie, meine Bücher und Veranstaltungen - , schauen Sie auf meine Webseite www.irmtraud-gutschke.de

Ali Baba und die vierzig Räuber

Allahs Hilfe und die einer schönen Frau

Irmtraud Gutschke

Burkhard Neie – dieses Namen sollte man sich merken. Alle Bücher, denen er sich als Illustrator angenommen hat, wurden durch ihn zur Augenweide. Und das Insel-Bändchen Nr. 2055 ist so prächtig geworden, dass es zum begehrten Sammlerstück werden könnte – auch für Leute, denen „Ali Baba und die vierzig Räuber“ bekannt ist. Bei Neies Bildern habe ich an den legendären britischen Künstler Aubrey Beardsley (1872-1892) gedacht, überhaupt an die Ästhetik des Jugendstils, wobei er diese Tradition durchaus modern interpretiert. Und der Insel-Verlag hat ihm alle Möglichkeiten gegeben für Buchkunst in einem Guss in einer geradezu opulente Ausstattung mit Farb- und Golddruck.

Aber wenn man sich nun einmal in die Pracht dieses Bändchen verliebt hat, sollte man es auch lesen. „Sesam, öffne dein Tor!“ – zum Glück ist der Holzfäller Ali Baba nicht so vergesslich wie sein reichgewordener Bruder, mit dem er sein Geheimnis sogar teilt. Aber Kasim wird seine Gier zum Verhängnis. Er kommt nicht mehr aus der Schatzkammer heraus, weil ihm „Sesam“ entfallen ist. Die Räuber meucheln ihn und suchen nun auch nach Ali Baba …

„Allah, der „Alleswisser“, der „Erhabene und Allmächtige“, der „Gepriesene und Erhabene“ – wie oft er in dieser Geschichte angerufen wird, denn sie stammt aus der Sammlung „Tausendundeine Nacht“, in der wohl indische, arabische, persische Überlieferungen zusammengeflossen sind und von der es mehrere deutsche Übersetzungen und zahlreiche Ausgaben gibt. Der hier vorliegende Text ist der vollständigen Ausgabe in sechs Bänden „Die Erzählungen aus den Tausendundein Nächten“ aus dem Arabischen von Enno Littmann entnommen. Eine spannende Geschichte, die – entgegen hiesiger Klischees – dem Weiblichen viel Ehre angedeihen lässt. Denn es ist eine schöne Frau, die Ali Baba immer wieder rettet, „eine braune abessinische Sklavin … jung an Jahren“. Dabei hatte sie „auch klare Einsicht, durchdringenden Verstand, hohen Sinn und tapferen Mut zur Zeit der Not, und im Ersinnen von Mitteln und Wegen übertraf sie den erfahrensten und klügsten Mann“. Immer wieder hat Mardschana Ali Baba gerettet. So wie es Allah wohl wollte. Und alles endet in Ruhe und Frieden.

Ali Baba und die vierzig Räuber. Illustriert von Burkhard Neie. Insel-Bücherei, 11 S., geb., 18 €.

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