Glück hängt auch vom Essen ab
Von Irmtraud Gutschke
Die Autorin dieses Buches ist 61, sieht aber weit jünger aus. Man blickt einer sehr zufriedenen, gelassenen Frau ins Gesicht. Welch Glück für sie: Kochen ist ihr nicht Last und Mühe, sondern Trost, Inspiration, Sinn und Freude. Ganz bei sich kann sie sein, wenn sie in der Küche steht.
Das Buch enthält 100 Rezepte, aber das wichtigste sind eigentlich die Lebensgeschichten und Weisheiten, die die Autorin damit verbindet. Sie sitzt uns gleichsam gegenüber und erzählt, so dass es auch uns ruhig ums Herz wird. „Fisch ohne Furcht“ – wie freundlich klingt das denn! oder „Janssons Versuchung“ – ich kriege gleich Hunger. Was man alles mit Fischstäbchen machen kann, ich staune. Genussvoll zubereitet ist alles und wird nun auch genussvoll verspeist. Und trotzdem ist Nigella Lawson so schlank? Allerdings gibt es zu jedem Gericht auch Hinweise zum Vorbereiten und Aufbewahren. Es muss also nicht alles gleich aufgegessen sein.
„Vielleicht haben viele in den Monaten des Lockdowns gelernt, wie falsch unsere Einstellung zum Kochen sein kann. Ja natürlich kann Kochen mühevoll und kräftezehrend sei, doch ist es auch eine Möglichkeit, der emotionalen Aufgeladenheit dieser Zeit etwas entgegenzusetzen. Um uns herum gibt es so viel, das wir nicht kontrollieren können, doch Essen lässt uns dem Alltag entfliehen.“ Die Küche als Rückzugsraum? So bietet dieser dicke band mit den Rezepten zugleich ein Stück Lebenskunst.
Nigella Lawson: Kochen, essen, leben. Küchengeschichten & Kochgeheimnisse. Verlag Dorling Kindersley,
344 S., geb., 26,95 €.