Inszenier dir einen Film!
Irmtraud Gutschke
Wunderbar wäre es, wenn es so einfach wäre, die Wohnung aufzuräumen und zu reinigen. Man muss, lese ich in diesem Buch 50 ml weißen Leim, Geschirrspülmittel, 100 g Backpulver und Wasser im Uhrzeigersinn verrühren und man erhält „Absorber“. Dieses Mittel muss man dann nur noch mit Energie aufladen, dann reinigt es von allein. „Nur noch“ ist allerdings das Problem, denn dazu müsste man den „Bewegungszauber“ kennen. Man hat eben doch etwas versäumt, wenn man nicht in eine Zauberschule gegangen ist.
Lily Halbmond kommt in eine solche und staunt erstmal. Se hatte nicht gedacht, dass dort Magie unterrichtet wird. Allerdings hatte sie sich gewundert, wie sich ihr Geburtstagskuchen zu Hause selbstständig machte. Nun bekommt sie die Erklärung: Sie ist eine Hexe, die ihre Kräfte nur noch nicht steuern kann …
Der spanische Autor Xavier Bonet muss ein begeisterter Harry-Potter-Leser gewesen sein, wie so viele andere Leute auch. Und er ist auch nicht der erste, der ein Zauberinternat für Mädchen erfand. Allerdings hat er seine Geschichte nicht nur erzählt, also aufgeschrieben, sondern hat sie in einen Comic verwandelt. Wenig Text – was 7- bis 8-Jährigen entgegenkommet – viele Bilder: Beim Lesen und Schauen inszeniert man sich sozusagen einen eigenen Film. „Magie ist erst der Anfang“ wird auf jeden Fall eine Fortsetzung finden, nachdem Lily neue Freundinnen gefunden und das Zauber-Einmaleins gelernt hat. Schwierigere Herausforderungen stehen ihr bevor.
Was „Nicht-Hexen“ aus dem Buch lernen können? Den eigenen Kräften vertrauen und mit anderen gut Freud sein. Denn nur so kann man Ungeheuer besiegen. Und notfalls auch gemeinsam aufräumen, wenn der „Absorber“ doch nicht funktioniert.
Xavier Bonet: Lily Halbmond. Magie ist nur der Anfang. Aus dem Spanischen von Kanut Kirches. Ueberreuter. 80 S., geb., 14 €.
