Probier dich aus!
„Super-Isa“: Stephanie Runge und Tine Schulz können Mut machen
Irmtraud Gutschke
Zwei kleine Mädchen vor dem Spielzeugladen: Wäre eine „Superlady-Puppe mit Cabrio“ nicht toll? „Weißt du, was noch viel besser wäre?“, sagt Isa da zu ihrer Freundin. „Na, selbst eine Superheldin zu sein! … Ich hab ja noch die Maske vom letzten Karneval …“ „Ja, aber was ist mit Superkräften?“ – Mit dieser Frage hat Tavia wohl recht. Andererseits ist es doch ein löblicher Entschluss, gute Taten zu vollbringen und Menschen in Not zu helfen.
An das in der DDR populäre Kinderbuch „Timur und sein Trupp“ von Arkadi Gaidar musste ich denken. Wie Kinder dort in Kriegszeiten älteren Nachbarn helfen, erschien nachahmenswert, und man freute sich am Gelingen. „Super-Isa“ von Stephanie Runge und Tine Schulz aber lebt davon, dass bei allem guten Willen auch immer wieder etwas schief gehen kann. Ja es sind diese Misserfolge, die beim Vorlesen immer wieder für Erheiterung sorgen. Wobei die große Schrift in der Buchreihe „Tulipan ABC“ Kindern ab 7 auch das Selberlesen erleichtert. Gleichzeitig muss man Isa bewundern, so „wild entschlossen“, wie sie ist. Unbeirrt und fast immer gut gelaunt – vielleicht kommt man mit solch einem Naturell schon auf die Welt, aber ganz gewiss können Eltern viel dafür tun, damit es sich ausprägen kann. Recht hat Isas Mama, dass sie keine Superhelden mag, weil es denen nur ums „Kämpfen und Kräftemessen“ geht. Trotzdem bastelt sie für ihr Kind ein Superhelden-Shirt. Wir verstehen: Selbst unter der Strickjacke getragen, verleiht es Kraft. Sodass Isa eben die Leiter festhält, von der Frau Knusperbrot beinahe abgerutscht wäre, der erschöpften Frau ein Glas Wasser reicht und sich selber dranmacht, die riesigen Fenster in der Schul-Cafeteria zu putzen. Dem Hausmeister indes kann sie den zerbrochenen Besenstil nicht wirklich reparieren, und das Schminken der Theatergruppe wird zum Desaster.
Soll sie ihr Superhelden-Shirt an den Nagel hängen? Über diese Frage sollte man Kinder ruhig mal nachdenken lasen, bevor man ihnen weiter vorliest. Eigentlich handelt das Buch ja von der Ermächtigung zu einem eigenen Lebensplan, von der Kraft, nicht aufzugeben, Niederlagen einzustecken und immer wieder Mut zu fassen. Probier dich aus! Und erkenne deine Stärken. Für Isa sind es zweifellos die guten Einfälle. „Superideen“, sagt Mama „sind eine coole Superkraft“. Tatsächlich können Erwachsene sich an dieser Frau ein Beispiel nehmen, wie sie die Wünsche ihrer kleinen Tochter erspürt, sie ernst nimmt und nicht auf das vermeintlich Vernünftige zurückstutzt. Wie sie die Kraft in sich findet, sich auf Spielerisches einzulassen, was im Alltagsstress gar nicht so einfach. Wie sie nicht schimpft, sondern tröstet, wenn mal was schief geht. Wie sie ihre Tochter bestärkt, indem sie an sie glaubt.
Stephanie Runge, Tine Schulz: Super-Isa. Tulipan Verlag, 48 S., geb., 9,95 €.