Ein Buch der Liebe
Irmtraud Gutschke
Zuerst fällt der Blick ja aufs Titelbild: detaillierte Malerei, ganz traditionell realistisch, fast schon etwas romantisch und dadurch schon etwas Besonderes. Ein Mädchen hat vor sich ein Heft, in das es schreibt und neben sich eine Katze. darüber ein Mobile. Wir werden erfahren, dass sie es selbst gebastelt hat. Mit diesem Bild zieht Sonja Danowski uns in ihr Buch. Wir werden erfahren, dass das Mädchen Mara heißt und sehnsüchtig darauf wartete, einen kleinen Bruder zu bekommen. Auf der ersten Seite ist Jaron schon so groß, dass sie ihm vorlesen kann: drei Jahre alt. Immer wieder will er hören, was Mara damals in ihr Tagebuch geschrieben hat, als er noch nicht auf der Welt war. Wir hören es jetzt auch, und es erwärmt uns wie Jaron das Herz. Weil es dermaßen liebevoll ist, wie wir uns menschliche Beziehungen nur wünschen.
Wo spielt die Geschichte? Offenbar am Meer, in einem Land, wo man sich gegen den Wind mit warmer Kleidung schützt, aber wo auch Apfelbäume gedeihen. Der für Mara trägt schon Früchte, der für Jaron wird gepflanzt, als die Familie noch auf ihn wartet. Das Pferd Shira hat das Bäumchen den Hügel hinaufgezogen, und Mara dankt ihm dafür. Auch der Hund Rocky und die Katze Rosina sind ihre Freunde und Matti, dem sie einen Korb voller Äpfel bringt, um einen Kuchen daraus zu backen – als Willkommensgeschenk für Jaron, der ihn freilich noch nicht essen kann. Zu dritt verspeisen sie ihn in der Nacht, nachdem Mutter und Kind vom Festland gekommen sind. Auch eine Decke hat sie ihm gestrickt und ein Mobile für ihn gebastelt.
Dies ist ein Buch der Liebe, das einem das Herz erwärmt. Gibt es eine solche Harmonie wirklich auf der Welt? Wenn nicht, sollte es sie doch geben.
Sonja Danowski: Die Tage, bevor Jaron kam. Bohem Press, 48 S., geb., 24 €.