Etwas töten, das noch zappelt?
„Madeleine und der Angler“ von Mira Lobe
Irmtraud Gutschke
Denkt man sich so eine Geschichte aus? Wäre es nicht möglich, dass Mira Lobe, 1913 in Görlitz geboren, 1995 in Wien gestorben, es sogar selbst erlebt hat? Von einem Mädchen namens Madeleine ist in dem von Sabine Rufener mit zartem Strich und sanften Farben illlustrierten Buch die Rede. Aber hat die Autorin vielleicht auch mal selbst den Wunsch gehabt, eine Angel in den Händen zu halten, einen Fisch zu fangen? Und was, wenn es ihr gelingt? Wie Madeleine so stolz dasitzt, weil sich für sie dieser Wunsch erfüllt, ist es ihr gar nicht in den Sinn gekommen, was dann geschehen müsste. Ein Junge klärt sie auf. „Er zappelt an der Leine! Du musst ihn festhalten und ihn mit dem Kopf auf die Steine schlagen. Kannst du das?“
Die wir vielleicht gerne Fisch essen, würden wir das wollen, würden wir es können? Nachdenklich lässt diese Geschichte wohl nicht nur Kinder ab fünf zurück.
Mira Lobe: Madeleine und der Angler. Illustrationen Sabine Rufener. Jungbrunnen Verlag, 32 S., geb., 17 €.