Träum schön
Irmtraud Gutschke
Man stelle sich vor: ein Laden voller Kuscheltiere, eingerichtet von einer Frau, die ihren allerersten Teddy immer noch hat. Lassen wir mal beiseite, dass auf dem Einband das Logo der Firma Steiff zu finden ist und das Buch nach einer Hörbuchfassung der „Steiff Soft Cuddly Friends“ von Katrin Wiegand basiert. Und wenn auch Lisas Laden so heißt, nur ohne „Steiff“, so ist es doch ein eher altmodisches Ein-Personen-Geschäft mit Wohlfühleffekt auch für die Inhaberin. Jimmy Bär, Hoppie-Hase und Lita-Lamm hat sie auf einen grünen Sessel gesetzt. Vor ihnen steht eine hübsch bemalte Holzkiste. Ob sie wohl weiß, was da Geheimnisvolles geschieht, wenn sie abends das Licht löscht?
Erwachsene ahnen es und Kinder vielleicht auch: Die Kuscheltiere werden lebendig und rutschen auf einem Strahl des Mondlichts … Wohin? Zuerst auf die „lustige Lichtung“ mit dem „ulkigen Baumhaus“, das Fritzy Fuchs ganz für sich allein haben will. Wie schaffen es die drei Freunde, dass er dann doch noch die Strickleiter zu ihnen herunter lässt? Dann auf die „Wiese der 1000 Gänseblümchen“, wo jemand ein zerknülltes Papier einfach hat liegenlassen. Wer hat da wohl seinen Müll weggeworfen? Detektiv-Spielen hier, Suche nach einem kleinen Eisbären in einer anderen. Auch ein Einhorn kommt vor und Dino Triceratops, dessen Ball so weit draußen auf einem See schwimmt, dass es schwierig wird, ihn zurückzuholen. Glücklicherweise taucht Bronko, ein Brontosautus, auf. Überhaupt enden alle Geschichten glücklich. Wenn ein Streit zu schlichten ist, geht es bei bei dem Bongy, dem Gorilla, und Bodo, dem Schimpansen, lediglich um eine Banane. Da mögen Erwachsene die Köpfe wiegen: Ja, durch Überfluss sind Verteilungskonflikte schnell aus der Welt zu schaffen. Aber ohne die Idee von Lita-Lamm … ?
Zehn Geschichten aus den Regenbogen-Eisbergen, dem Zackengebirge oder dem Wald der fröhlichen Bäume – die vielen verschiedenen Handlungsorte hat Miriam Fritz schon auf das Vorsatzpapier gemalt. Geschichten mit Wohlfühlfaktor, denn sie sollen ja vor dem Einschlafen vorgelesen werden. Nach dem Motto „Träum schön!“ Denn mit der Entwicklung des Vorstellungsvermögens kommt es nicht selten auch zu beängstigenden Träumen. Das sollte man nicht unterschätzen. Wenn die Realität der Erwachsenen auch voller Konflikte und Befürchtungen ist, sollte man warten, bis Kinder von sich aus fragen, ehe man sie mit Beängstigendem konfrontiert. Erst einmal muss ein Grundvertrauen wachsen, aus dem sie auch später Stärke schöpfen. Für Drei- bis Sechsjährige dürfen Geschichten gerne „kuschlig“ sein.
Komm mit ins Land der Kuschelfreunde. Gutenacht-Geschichten zum Einschlafen und Träumen. Illustriert von Miriam Fritz. Verlag Dorling Kindersley, 95 S., geb., 14,95 €.