Willkommen in meinem Literatursalon
Irmtraud_Gutschke

Lesen macht glücklich, weil es uns sagt, wer wir sind und wer wir sein wollen, weil wir über uns hinauswachsen, in fremder Haut erleben dürfen, was uns sonst verschlossen bliebe. Heutzutage scheinen wir ja in Informationen zu ertrinken und haben doch das Gefühl, dass uns Wichtiges fehlt. Was ich suche, sind Bücher, die in diesem Sinne nachdenklich machen, ja auch solche, von denen ein Leuchten ausgeht. Viele Jahrzehnte habe ich als Literaturredakteurin mit Hunderten, ja Tausenden von Texten zu tun gehabt, auch selber Bücher geschrieben. Die Neugier auf Neues will ich hier mit anderen teilen.

„literatursalon.online“: Stellen Sie sich vor, wir sind zusammen in einem schönen Saal, und Sie möchten von mir wissen, was sich zu lesen lohnt. Was interessiert Sie denn, frage ich zurück. Politische Sachbücher? Gute Romane und Erzählungen? Spannende Krimis? Bildbände, die man immer wieder betrachten möchte? Mit meiner Auswahl lade ich Sie zu Ihren eigenen Entdeckungen ein.

Irmtraud Gutschke

Wenn Sie mehr über mich erfahren wollen - meine Biografie, meine Bücher und Veranstaltungen - , schauen Sie auf meine Webseite www.irmtraud-gutschke.de

Katharina Herzog: Finsterwelt

Die Tochter des Froschkönigs

Irmtraud Gutschke

Wiedersehen macht Freude: Freilich will uns Schloss Rosenfels an das Internat Hogwarts erinnern, wo junge Hexen und Zauberer ausgebildet werden. Ohne „Harry Potter“ gäbe es viele Bücher nicht, auch dieses lebt davon. Katharina Herzog folgt probaten Mustern, indem sie Leonie und Tristan zusammenführt. Von ihr wissen wir, dass sie die Tochter des Froschkönigs ist und erst lernen muss, sich nicht unkontrolliert in ein quakendes, hüpfendes Etwas zu verwandeln. Wie peinlich das ist, kann man sich vorstellen. Von ihm erfahren wir nur, dass er groß und blass ist und in der Schule Einzelunterricht bekommt. Ein Junge also mit besonderen Gaben. Wenn alle Schülerinnen und Schüler aus Märchenfamilien stammen, auf welche Märchenfigur bezieht er sich wohl? Und ist er es möglicherweise, in dem verborgene Gefahren stecken? Das Buch bezieht seine Spannung daraus, dass man mehr über ihn erfahren möchte. Doch ach, welches Pech, die Geschichte bricht nach 250 Seiten ab.

Eigentlich hätte man ja am Titel sehen müssen, dass eine Serie angekündigt ist: „Finsterwelt. Das verbotene Buch“. lnzwischen ist es publik: Im August wird „Die magische Meisterschaft“ folgen, wo bei einem Wettkampf zwischen Märchenschulen aus aller Welt für Leonie wichtige Entscheidungen fallen. Wie beim „Trimagischen Tournier“ auf Hogwarts wird es brenzlig werden. Aber wie gesagt, kein Problem: Wiedersehen macht Freude. Katharina Herzog hat auch wirklich vieles versammelt, was ihre Leserinnen – mit Leonie im Mittelpunkt ist das Buch wohl vor allem an Mädchen ab 10 gerichtet – erwarten und erfreut: edle Einhörner und ein rätselhafter riesiger Wolf im Wald (ob Tristan womöglich ein Werwolf ist oder ein Vampir?), ein fliegender Teppich, eine Lehrerin, die Geheimnisse hat, und nicht zu vergessen das „verbotene Buch“, das Menschen und Dinge verschwinden lassen kann und das unbedingt wieder ins Dornröschenzimmer eingesperrt werden muss. Und natürlich hat Leonie einen Widersacher (so wie Harry Potter den dunklen Lord). Sie muss also kühner, unerschrockener als andere sein, Tristan vielleicht ausgenommen, sodass wir beim Lesen gern an ihrer Seite sind. – Also wahrscheinlich auch im nächsten Band, der wahrscheinlich nicht der letzte sein wird. Weil der erste so spannend war, greift man zum zweiten, auch wenn man gewärtig sein muss, dass viele Geheimnisse offen bleiben. Denn aller guten Dinge sind drei. Man kann die Serie auch noch weitertreiben.

Katharina Herzog: Finsterwelt. Das verbotene Buch. Dressler Verlag, 250 S., geb.,
14 €.

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