Von Selbstbehauptung und Gerechtigkeit
Irmtraud Gutschke
Zuerst einmal: „Der Funkelstein“ auf dem Titelbild sieht wunderschön aus. Als ob er die ganze Welt erleuchten könnte. Und klappt man das Buch auf, ist man entzückt vom Vorsatzpapier, das Kinder wie ein Wimmelbuch entschlüsseln. Es ist dies der besondere Fall, dass Text und Bilder aus einer Hand kommen. Kai Oppermann zeichnete, seit sie denken kann und ist nach einem Studium an der Münster School of Design freie Illustratorin. Herrlich die Bilder von der Elsterfamilie mit ihrer Außenseiterin. Und einprägsam die Geschichte. Die kleine Elster – wie gut man sie verstehen – fliegt nämlich nicht mit den anderen auf Raubzüge. „Stattdessen besuchte sie ihre Freunde Rotkehlchen und Pirol. Die drei erzählten sich Geschichten über Drachen und Gespenster, bis sich ihre Federn vor Spannung aufstellten.“ Und wenn sie zurückflog in ihr Nest, bestaunte sie den Sternenhimmel.
Eine sensible, poetische Natur unter dem Druck der Verhältnisse. Sie hatte nichts übrig dafür, wie die Familie Schätze anhäufte. Aber immer wieder bekam sie zu hören: „Eine Elster ohne Funkelstein kann keine wahre Elster sein!“ Da präsentierte sie eines Morgens einen wundervollen Funkelstein. Wie Kai Oppermann den zum Strahlen bringt! Wie überhaupt Text und Bild in ihrer Gestaltung zur Einheit werden!
„Bald rätselten alle Tiere im Wald, wem die kleine Elster den Stein gestohlen hatte. Eine Idee war abenteuerlicher als die nächste.“ Die durchaus überraschende Lösung soll hier nicht verraten werden. Nur, dass sie etwas mit Gerechtigkeit zu tun hat und dass der Ruf der kleinen Elster fortan wiederhergestellt war.
Kai Oppermann: Der Flunkerfunkelstein oder die Elster, die nicht stehlen wollte. Knesebeck Verlag, 32 S., geb., 16 €.