Die Musik des Meeres
Von Irmtraud Gutschke
Wenn ein Riesenkrake döst, heißt es, haben ihn Seefahrer manchmal mit einer Insel verwechselt. Im Roman „20.000 Meilen unter dem Meer“ von Jules Verne wird ein stählernes Objekt für ein Meeresungeheuer gehalten, später taucht aber tatsächlich ein furchteinflößender Krake auf und hätte das Unterseeboot beinahe in die Tiefe gezogen. Ein Unterseeboot? So etwas gab es bei Erscheinen des Romans 1870 noch nicht. Mit seiner Phantasie hat der französische Autor eine technische Entwicklung vorweggenommen – und eine heutige Warnung. Denn Kapitän Nemo will sich mit seiner „Nautilus“ den Feindschaften und Kriegen auf Erden entziehen, verbirgt seine Erfindung aus Angst vor Missbrauch. Verständlich, dass er Professor Aronnax und Ned Land, die er rettete, nicht wieder weglassen will.
Im gleichnamigen Bilderbuch wird die Geschichte für Kinder auf gekonnte Weise gerafft erzählt. Und das beste: Es liegt eine CD bei – ein Hörspiel, in dem der Komponist Henrik Albrecht seine Jules-Verne-Adaption zu einer Orchestererzählung macht. „Die Pracht und Weite des Meeres wird mit Musik dargestellt. Die Blechbläser schmettern und die Streicher wogen in Wellenbewegungen hin und her…“ Auf jeder Buchseite gibt es, kursiv gedruckt, solche Musik-Erklärungen für aufmerksameres Hören. „Der Mensch ist nur ein winziger Teil dieses Planeten“, heißt es am Schluss. „Und wenn wird die Erde bewahren wollen, müssen wir lernen, die Wunder unserer Welt zu sehen, ganz gleich ob über oder unter Wasser.“
Die Wunder – darum geht es. Dass wir die Phantasie in uns wachsen lassen und bei allem Vorwärtsstreben das Staunen nicht verlernen.
Jules Verne: 20.000 Meilen unter dem Meer. Musik und Nacherzählung von Henrik Albrecht. Illustrationen von Elisa Vavouri. Buch mit CD. Annette Betz Verlag, 30 S., geb., 24,95 €.