Willkommen in meinem Literatursalon
Irmtraud_Gutschke

Lesen macht glücklich, weil es uns sagt, wer wir sind und wer wir sein wollen, weil wir über uns hinauswachsen, in fremder Haut erleben dürfen, was uns sonst verschlossen bliebe. Heutzutage scheinen wir ja in Informationen zu ertrinken und haben doch das Gefühl, dass uns Wichtiges fehlt. Was ich suche, sind Bücher, die in diesem Sinne nachdenklich machen, ja auch solche, von denen ein Leuchten ausgeht. Viele Jahrzehnte habe ich als Literaturredakteurin mit Hunderten, ja Tausenden von Texten zu tun gehabt, auch selber Bücher geschrieben. Die Neugier auf Neues will ich hier mit anderen teilen.

„literatursalon.online“: Stellen Sie sich vor, wir sind zusammen in einem schönen Saal, und Sie möchten von mir wissen, was sich zu lesen lohnt. Was interessiert Sie denn, frage ich zurück. Politische Sachbücher? Gute Romane und Erzählungen? Spannende Krimis? Bildbände, die man immer wieder betrachten möchte? Mit meiner Auswahl lade ich Sie zu Ihren eigenen Entdeckungen ein.

Irmtraud Gutschke

Wenn Sie mehr über mich erfahren wollen - meine Biografie, meine Bücher und Veranstaltungen - , schauen Sie auf meine Webseite www.irmtraud-gutschke.de

Jürgen Banscherus: Aber Luise!

Du bist richtig, so wie du bist

Irmtraud Gutschke

„Ein ganz besonderes Kind“, so heißt es über Luise. „Vielleicht das ungewöhnlichste Kind auf der ganzen Welt“? Nun, das denken alle Eltern von ihren Kindern: dass sie hochbegabt oder übersensibel sind, „high need“ oder irgendwie nicht ganz bei Sinnen. Dass Luise eher das Gegenteil von zaghaft ist, dagegen helfen die Ermahnungen der Eltern nicht. Schon als Baby ist sie allein mit dem Kinderwagen losgefahren. Die traut sich was. Aber die Kehrseite ihres Mutes ist eine gewisse Sorglosigkeit, die Missgeschicke nur so nach sich zieht. Und eines Tages drückt sie in einer Rakete den Start-Hebel und fliegt in den Weltraum …

Da dürfen wir auch mal so richtig erschrecken. Und ist das Kind etwa verrückt, aus Langeweile auch noch den Knopf „Schleudersitz“ zu drücken. Luise scheint ja wirklich vor gar nichts Angst zu haben. Und sie hat Glück: Auf einem fremden Planeten trifft sie einen Jungen namens Luis, bei dem offenbar auch immer was kaputtgeht, weshalb seine Eltern ihn erst einmal dort abgesetzt haben, um ihn auf dem Rückflug von einem anderen Planeten wieder abzuholen. Vier linke Hände und viele kühne Ideen – was soll da herauskommen? . . . Für Drei- bis Sechsjährige ist das Buch gedacht, die beim Vorlesen garantiert in lautes Gelächter ausbrechen werden. Denn so verrückt die Geschichte ist, birgt sie in der Tiefe auch ein subversives Element gegen eine Wohlanständigkeit, der sich manche Kinder eben nicht so leicht fügen können.

Du bist richtig, wie du bist. Lass dich nicht irre machen. – Mit Gewitztheit und Selbstvertrauen lässt sich viel erreichen. Eine ermutigende Botschaft. Wie wunderbar komisch diese Abenteuergeschichte ist, wird durch die Bilder von Franziska Neubert noch unterstrichen. Welch komplizierte Technik sie dabei angewandt hat, werden Vorschulkinder noch gar nicht wahrnehmen, Erwachsene aber umso mehr zu würdigen wissen. Das gesamte Motiv eines Bildes ist nämlich aus einer Holzplatte geschnitten worden. Jede Farbe wird in einem extra Druckgang gedruckt. Wenn amn sich vorstellt, was Luise dabei alles misslungen wäre …

Franziska Neubert (Illustration) & Jürgen Banscherus (Text): Aber Luise! Kunstanstifter Verlag, 32 S., geb., 22 €.

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