Trauer und Träume
Von Irmtraud Gutschke
„Ein kleines Pferd in Schwarz und Braun war Arnos großes Glück.“ Doch irgendwie hat er es beim Spielen verloren. „Vielleicht am Spielplatz, wo wir war’n?/ Da sind wir hingerannt,/ Wir stiegen auf den Riesenbaum/ und stöberten an Land.“ Gekonnt hat Kathrin Köller die Verse von Jane Godwin ins Deutsche gebracht. Und Felicita Sala führt in klaren Bildern vor Augen, wie die Freunde helfen, nach dem kleine Holzpferd Ausschau halten – überall, wo sie gewesen sind. „Das ganze Haus durchscuhten wir, / auch oben auf dem Dach./ Wir fanden Schätze, Krims und Krams/ doch Arnos Pferd blieb weg.“ Aus eigner Erfahrung nachfühlen kann man die Hilflosigkeit des Jungen, dabei weiß man doch nicht alles.
Dass Arno dieses Pferdchen so liebt, hat mit seinem Großvater zu tun. Der hat es nämlich geschnitzt und ist selbst ein leidenschaftlicher Reiter gewesen. Da erscheint er dem Jungen nachts im Traum (ganz plausibel wird einem das im Buch), und die Geschichte nimmt eine glückliche Wendung …
Kinderbücher werden von Erwachsenen geschrieben, verlegt und vor allem auch gekauft. Sie entscheiden, was dem Kind gefallen, was ihm zuträglich sein kann. Richtig ist, dass Kinderliteratur kein Thema aussparen sollte. Wenn Kinder zwischen 3 und 6 schon mal mit dem Tod in Berührung gekommen sind, ist dieses Buch großartig. Tröstend, den Verlust nicht verschweigend und dabei dem Leben zugewandt.
In Gedanken kann Arno seinen Großvater doch immer bei sich haben.
Jane Godwin/ Felicita Sala: Arno und sein Pferd. Insel Verlag, 32 S., geb., 15,90 €.