Willkommen in meinem Literatursalon
Irmtraud_Gutschke

Lesen macht glücklich, weil es uns sagt, wer wir sind und wer wir sein wollen, weil wir über uns hinauswachsen, in fremder Haut erleben dürfen, was uns sonst verschlossen bliebe. Heutzutage scheinen wir ja in Informationen zu ertrinken und haben doch das Gefühl, dass uns Wichtiges fehlt. Was ich suche, sind Bücher, die in diesem Sinne nachdenklich machen, ja auch solche, von denen ein Leuchten ausgeht. Viele Jahrzehnte habe ich als Literaturredakteurin mit Hunderten, ja Tausenden von Texten zu tun gehabt, auch selber Bücher geschrieben. Die Neugier auf Neues will ich hier mit anderen teilen.

„literatursalon.online“: Stellen Sie sich vor, wir sind zusammen in einem schönen Saal, und Sie möchten von mir wissen, was sich zu lesen lohnt. Was interessiert Sie denn, frage ich zurück. Politische Sachbücher? Gute Romane und Erzählungen? Spannende Krimis? Bildbände, die man immer wieder betrachten möchte? Mit meiner Auswahl lade ich Sie zu Ihren eigenen Entdeckungen ein.

Irmtraud Gutschke

Wenn Sie mehr über mich erfahren wollen - meine Biografie, meine Bücher und Veranstaltungen - , schauen Sie auf meine Webseite www.irmtraud-gutschke.de

Geheimnisvolle Pilze

Einfach erstaunlich!

Irmtraud Gutschke

„Steinpilze können handgroß werden.“ Da bekommt man ja gleich Lust zum Pilzesammeln. Aber dieses Buch gilt nicht diesem eng bestimmten Zweck, obgleich darin eine Vielzahl von Pilzen abgebildet ist, die man auch essen kann. Hier geht es um die Pilze an sich, um ihre erstaunliche Welt, die gleichsam als Universum für sich erscheint, mit Pflanzen und Tieren verbunden und auch mit uns Menschen (sogar der Fußpilz kommt hier vor), die ein wichtiger Teil unseres Ökosystems ist, über den viele allzu wenig wissen. Man könnte von einem Bilderbuch sprechen, weil es die großartigen Illustrationen von Wenjia Tang sind, welche die Doppelseiten tragen. Doch ihre Abfolge und Struktur ist von der britischen Mykologin Lynne Boddy geprägt. Da waren möglicherweise zuerst die knappen Texte da, und danach wurden sie ins Bild gesetzt.

„Pilze erinnern an Pflanzen, doch sie sind näher mit den Tieren verwandt.“ Dass es rund vier Millionen Arten gibt, zehnmal so viele wie Pflanzen und 600 Mal so viele wie bei den Säugetieren. Kinder ab sieben Jahren, für der Verlag Dorling Kindersley das Buch anbietet, werden davon nicht überfordert, wenn es selektiv und erzählerisch vorgelesen wird und man auf ihre Neugier baut. Aber wie es bei guten Sachbüchern für Kinder ist, Erwachsene werden auf viele Einzelheiten stoßen, die sie nur vage oder gar nicht wussten. Man kann sehen, wie die Hyphen der Pilze in Pflanzenwurzeln einwachsen und sie versorgen. Wenn man acuh von der Vermehrung durch Sporn weiß, ahnte man wohl nicht, dass manche Pilze täglich 30 Milliarden davon produzieren. Allerdings wachsen nur wenige von ihnen zu einem Myzelium heran. Meine Bemühungen, auf dem Komposthaufen Maronen u züchten, indem ich Pilzabfälle dort verstreue, waren noch nicht von Erfolg gekrönt. Was für ein riesiges Netzwerk das Myzelium ist! Kilometerweit kann es sich ausbreiten und manchmal verteidigt es sich sogar gegen fremde Arten. Von einem weltweiten netz ist sogar die rede. „Ein Teelöffel Erde kann bis zu 10 km Hyphen enthalten. manche Pilze können Schadstoffe im Wasser abbauen, Metalle aus Flüssigkeiten herauslösen, Medikamente herstellen und so weiter und so fort. Eine Fundgrube ist dieses Buch. Voller erstaunlicher Einzelheiten steckt es, die ein allzu einfaches Weltbild ad absurdum führen.

Geheimnisvolle Pilze. Rätselhaft und gut vernetzt. Text von Lynne Body. Illustriert von Wenija Tang. Verlag Dorling Kindersley, 64 S., geb., 14,95 €.

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