Wunderschön, aber zu kurz
Von Irmtraud Gutschke
Vielleicht sechs war ich, als meine Großmutter mich mit in eine Aufführung der „Zauberflöte“ nahm. Auf dem allerhöchsten Rang saßen wir zum allerdniedrigsten Preis. Zwei Mark kostete die Karte, undenkbar wäre das heute. Alles hat sich mit lebendig eingeprägt. die Koloraturen der Königin der Nacht, die Arie von Prinz Tamino, der lustige Vogelfänger Papageno, die Prüfungen, die Tamino mit seiner Prinzessin zu bestehen hatte, und dann, das ging mir nie mehr aus dem Kopf, die Arie des sarastro „In diesen heil’gen Hallen“.
Wunderschön gestaltet mit Illustrationen von Jessica Courtney-Tickle ist das Musikbilderbuch „Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte“. Aber die Musik wird nur sehr kurz eingespielt, und meine geliebte Arie des Sarastro fehlt ganz. Es ist wohl so: Wer zu viel erwartet, wird leicht enttäuscht. Auch verstehe ich, dass das Opernlibretto für Kinder von vier Jahren an aufbereitet werden musste. Das ist Katy Flint (ganz klein gedruckt ihr Name) auf fassliche Weise gelungen, und die Bildgestaltung ist, wie gesagt, sehr schön. So mag die berühmte Oper wenigstens bruchstückhaft ins Gedächtnis dringen. Irgendwann später, aber wohl nicht wie ich mit sechs, werden die Kinder von heute sie vielleicht als Erwachsene auf der Bühne sehen und sich an dieses Buch erinnern.
Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte. Ein Musik-Bilderbuch zum Hören. Illustrationen Jessica Courtney-Tickle. Text Katy Flint. Prestel Verlag, 24 S., geb.,
26 €.