Die Gabe des Brüllaffen
Von Irmtraud Gutschke
Warum unsere fernen Vorfahren zu Mythen Zuflucht nahmen und was sie dadurch erreichten, wird man Kindern wohl erst erklären müssen. Aber Bücher werden nicht nur von Erwachsenen geschrieben. Wetten, dass „Das große Buch der Mythologie“ sofort den Blick fesselt? Sofort ins Auge fallen die phantasievollen Illustrationen von Laura Brenlla. Und wie Cheiron, der Zentaur dazu einlädt, alle möglichen Sagenwesen kennenzulernen, dürfte Väter, Mütter, Großmütter, Großväter ein wenig neidisch machen, weil sie vielleicht den griechischen Götterhimmel, bestenfalls auch den der Wikinger, aber nur ansatzweise die Mythen der alten Ägypter, der Inder, Chinesen, Maya und Azteken und der Ureinwohner Nordamerikas kennenlernten. Da ist eine Menge nachzuholen. Und bevo das Buch in Kinderhände gelangt – ein Lesealter ab 7 ist angegeben – könnte es durchaus auch Erwachsenen zu Kurzweil taugen.
Gerade jüngst hatte ich etwas über Pegasus zu schreiben und habe den ägyptischen Totengott Anubis im Film gesehen, besser gesagt, einen Mörder, der sich so kostümierte. Wiedererkennen auch der anderen Götter: Brahma, Vishnu, Shiva sind auseinanderzuhalten. Und fast überall gibt es auch eine liebliche Göttin wie Parvati, die männlichen Zorn zu besänftigen vermag. Dass der Brüllaffe bei den Azteken und Maya alle Arten von Kunst wie das Schreiben, die Bildhauerei und die Musik beschützt, finde ich überraschend. Der Große geist der nordamerikanischen Ureinwohner, mitunter Manitu genannt, ist mir am nächsten. Nicht weil ich mit Indianerfilmen aufgewachsen wäre, sondern weil er das ganze Universum umfasst, also ein Bewusstsein dafür weckt, dass die Natur ein Ganzes ist und allen gehört.
Mit einfachen Worten der Erklärung wendet sich Marzia Accantino an uns Leser, stellt diverse Götter und Fabelwesen vor, erzählt dabei Legenden und Märchen.
Marzia Accantino: Das große Buch der Mythologie. Illustrationen Laur Brenlla. Verlag White Star Kids, 80 S., geb., 14,95 €.