Eklig? Erstaunlich!
Von Irmtraud Gutschke
„Das geheime Leben der Bäume“, „Das geheime Leben der Vögel“ oder „Das geheimnisvolle Leben der Pilze“ – solche Bücher schaffen es auf Bestsellerlisten. Aber die Popel, so peinlich wie sie sind, gelingt ihnen das wohl kaum. Oder doch? Mariona Tolosa Sisteré hat es verdient, allein schon deshalb, wie trotzig unbefangen es sich eines an sich peinlichen Themas annimmt. Gleich auf den ersten beiden Seiten hat sie gemalt und beschrieben, was Kinder heimlich mit ihren Popeln machen. Ein Mädchen klebt sie unter den Tisch, ein anderes ist sie sogar auf. Igitt, wie eklig! Wenn das alles ist, was Ihnen – es sind ja Erwachsene, die die Bücher kaufen – dazu einfällt, dann seien Sie auf eine Menge Überraschungen gefasst. Die Popel als Abwehrmechanismus gegen Viren und Bakterien: Haben Sie das gewusst? Hätten sie sagen können, woraus sie bestehen und wo sie herkommen? Was ihre Farbe bedeutet, was beim Niesen geschieht? Und wussten Sie, dass Menschen täglich unbemerkt fast einen Liter Popelschleim schlucken?
Will sagen, liebe Erwachsene, ihr werdet beim Lesen nur so staunen staunen, ehe ihr das Buch an eure Kinder und Enkel weitergebt. Und die schon auf den ersten Blick freuen, wie offen hier etwas zur Sprache kommt, über das sonst nicht gesprochen wird.
Mariona Tolosa Sisteré: Das geheime Leben der Popel. Aus dem Spanischen von Ebi Naumann. Knesebeck Verlag, 24 S., geb., 14 €.