Die Alten lassen sich nicht unterkriegen
Wie Attilio das Märchen von den Bremer Stadtmusikanten inszeniert
Von Irmtraud Gutschke
Kindern bis drei oder vier, für die dieses Pappbilderbuch gedacht ist, mag womöglich gar nicht so deutlich werden, worauf dieses Märchen zielt: Alterdiskriminierung. Die Schwächeren werden ausgegrenzt, ausgesondert. Was droht dem Esel, wenn er verkauft werden soll? Ein Hund wurde einfach auf der Straße ausgesetzt. Eine Katze von ihren Besitzern davongejagt, weil sie keine Mäuse mehr fangen kann. Und dem Hahn war schon sein Ende im Kochtopf angekündigt. Die Vier reagieren, wie es auch Menschen tun müssten: Sie finden zusammen, mit einer Idee. Nach Bremen wandern wollen sie und Musik machen. Und weil sie zwar alt, aber überhaupt nicht dumm sind, müssen sie sich nicht mal verkaufen, sondern finden in einem Haus eine sichere Bleibe, nachdem sie die Räuber in die Flucht geschlagen haben.
Der italienische Kinderbuchautor Attilio Cassinelli erzählt dieses Märchen der Brüder Grimm in groben, aber prägnanten Zügen, vereinfacht, so dass kleine Kinder sich über Situationskomik freuen können. Sein Stil als Illustrator mit dickem Strich und kräftigen Farben machte ihn weltberühmt. Esel, Hund, Katze und Hahn werden zu ausdrucksstarken, dynamischen Charakteren. Dabei hat er sie aus geometrischen Figuren zusammengesetzt. Das wichtigste aber, grade für kleine Kinder: Die Geschichte mündet in Fröhlichkeit. Das Konzert der Tiere muss niemals enden.
Attilio: Die Bremer Stadtmusikanten. Aus dem Italienischen von Vivienne Danne. Insel Verlag, 44 S., Pappbilderbuch, 9,95 €.