Fühl mal: ein Ammonit
Irmtraud Gutschke
Ein bisschen sahen sie aus wie Schnecken mit ihrem spiralförmigen Gehäuse, das aus mehreren durch Wände getrennten Kammern und einer Röhre bestand. Die konnte bei Bedarf mit Luft aufgefüllt werden. Und aus dem Gehäuse schaute ein Kopf mit mehreren Fangarmen hervor. Die Ammoniten waren Kopffüßler, die vor 200 Millionen Jahren lebten und etwa zur gleichen Zeit ausgestorben sind wie die Dinosaurier. Als Versteinerungen findet man sie vielerorts, besonders, so heißt es, an den Stränden im Südwesten Englands.
In Gold und Bronze auf dunkelblauem Grund schmückt so ein Ammonit den Umschlag dieses Buches. Wie ein glänzendes Relief ruft er geradezu danach, berührt zu werden. Wie auch die Fossilien im Inneren dieses Buches. Das ist der Reiz für Kinder ab sechs, dass es hier Ur- und Frühgeschichte zum Anfassen gibt. Würdest du einen Trilobiten berühren, der vor 5,5 Millionen Jahren im Schlamm des Ozeans auf Beute lauerte? In Wirklichkeit wohl nicht, hier kannst du es ohne Scheu.
Tiktaalik Roseae war ein drei Meter langer Fisch, aber er konnte auch an Land gehen, denn er hatte Lungen zum Atmen. Vier Meter lang werden konnte ein Dimetrodon mit seinem riesigen Rückensegel und einem Maul voller scharfer Zähne. Besonders in Texas liegen noch Knochen von ihm herum. Nun kann man ein solches Skelett unten den Fingern spüren. Ebenso wie das eines Archaeopteryx, von dem Wissenschaftler lange glaubten, dass es der „Urvogel“ sei. Aber in Wirklichkeit war es ein kleiner Dinosaurier mit scharfen Zähnen. Natalia Cardozo hat ihm ein wunderschönes blau-gelbes Federkleid gezaubert und ihn in eine paradiesische Landschaft versetzt.
Überhaupt dürften die Bilder dieser französisch-uruguayischen Künstlerin ein Grund sein, das Buch zu kaufen. Wetten, dass sich Erwachsene erst darin festlesen, bevor sie es ihren Kindern oder Enkeln schenken? Denn die Paläontologin Amy Atwater hat es geschafft, uns tatsächlich eine Vorstellung davon zu geben, wie sich das Leben auf der Erde über die Jahrmillionen entwickelte bis hin zu den Urmenschen. In Äthiopien wurde 1974 ein weibliches Skelett entdeckt, das bewies, dass unsere Vorfahren schon vor 3,2 Millionen Jahren auf zwei Beinen liefen.
Unglaublich viele Informationen, leicht fasslich aufgearbeitet. Viel Überraschendes dabei. Zum Beispiel, dass der Archaeopteryx dort lebte, wo heute Süddeutschland ist. „Zu seiner Zeit entstand aus vielen kleinen Inseln in einem warmen flachen Meer langsam Europa.“
Ein Buchkunstwerk für wissbegierige Kinder. Ein wunderbares Geschenk, das auf den ersten Blick schon Staunen weckt.
Amy Altwater, Natalia Cardozo: Fossilien. Schätze von Ammoniten bis zum T. Rex. Mit Fossilien zu Fühlen. Knesebeck. 24 S., geb., 22 €.