Ali Mitgutsch, der Erfinder der „Wimmelbücher“ wurde dieses Jahr 85 und kann stolz sein, den Kinderbuchmarkt geprägt zu haben. Inzwischen gibt es sogar einen „Wimmelbuchverlag“, in dem jüngere Künstler eine Heimstatt finden. So auch die Grafikerin Alexandra Helm, die mit ihrem „Gute Nacht Wimmelbuch“ auf großformatigem, dickem Karton Menschen, Tiere und Dinge in einer so überwältigenden Vielzahl kleiner Alltagsszenen zusammenbringt, dass man jede Seite lange, lange und immer wieder anschauen mag. Wie es Abend wird und Nacht, lässt sie die Tiere im Wald und auf einem Bauernhof erleben, zeigt die verschiedenen Einschlafrituale in einem Mehrfamilienhaus. Ja sogar das Spielzeug und diverse Märchenfiguren gehen zur Ruhe. Dass sie nicht alleine sind im Dunkeln, sagt sie den Kindern. Viele schlafen, einige allerdings sorgen dafür, dass alles gut bleibt am nächsten Morgen.
Heile Welt? Gegen solchen Vorwurf hat Ali Mitgutsch in einem Interview einen anderen Begriff gesetzt: „Heilbare Welt“. Denn dazu sind wir den späteren Generationen verpflichtet. Diese Verantwortung dürfen wir nicht abwälzen. Die freundliche Kraft, die in Kindern steckt, sie ist zu behüten, zu bestärken. Eins ist hingefallen auf dem „Wimmelbild“, das andere bläst auf das „Aua“. Sage keiner, das sei unpolitisch. Aus Mitgefühl erwächst Solidarität, von der es viel mehr geben sollte heute, da für viele nur eigenes Fortkommen zählt. Man sieht’s schon im Straßenverkehr.
Irmtraud Gutschke
Alexandra Helm: Gute Nacht Wimmelbuch. Wimmelbuchverlag, Pappbilderbuch,14 S., 9,95 €.