Willkommen in meinem Literatursalon
Irmtraud_Gutschke

Lesen macht glücklich, weil es uns sagt, wer wir sind und wer wir sein wollen, weil wir über uns hinauswachsen, in fremder Haut erleben dürfen, was uns sonst verschlossen bliebe. Heutzutage scheinen wir ja in Informationen zu ertrinken und haben doch das Gefühl, dass uns Wichtiges fehlt. Was ich suche, sind Bücher, die in diesem Sinne nachdenklich machen, ja auch solche, von denen ein Leuchten ausgeht. Viele Jahrzehnte habe ich als Literaturredakteurin mit Hunderten, ja Tausenden von Texten zu tun gehabt, auch selber Bücher geschrieben. Die Neugier auf Neues will ich hier mit anderen teilen.

„literatursalon.online“: Stellen Sie sich vor, wir sind zusammen in einem schönen Saal, und Sie möchten von mir wissen, was sich zu lesen lohnt. Was interessiert Sie denn, frage ich zurück. Politische Sachbücher? Gute Romane und Erzählungen? Spannende Krimis? Bildbände, die man immer wieder betrachten möchte? Mit meiner Auswahl lade ich Sie zu Ihren eigenen Entdeckungen ein.

Irmtraud Gutschke

Wenn Sie mehr über mich erfahren wollen - meine Biografie, meine Bücher und Veranstaltungen - , schauen Sie auf meine Webseite www.irmtraud-gutschke.de

Eva Strittmatter/Hans-Jürgen Gaudeck: Unterm roten Rotdorndach

Malerei und Poesie

Hans-Jürgen Gaudeck im künstlerischen Zwiegespräch mit Eva Strittmatter

Wohl schöpft er seine Inspiration aus literarischen Texten, aber lediglich Illustrationen hat er nicht im Sinn. Die luftig-zarten Aquarelle von Hans-Jürgen Gaudeck könnten auch alleine stehen, doch einen noch größeren Reiz gewinnen sie, wenn man die Gedichte dazu liest, in denen die Phantasie des Malers ihre Wurzeln fand. Da hat er, der Westberliner, in der Brandenburgerin Eva Strittmatter sozusagen eine Schwester im Geiste gefunden. Wie hätte sie sich gefreut, nun schon den dritten Band von ihm in den Händen zu halten, der sozusagen ihr zu Ehren entstanden ist: nach „Märkischer Juni“ (2013) und „Liebe liebt niemals vergebens“ (2015) kam in diesem Jahr „Unterm roten Rotdorndach“ heraus.

Wie gut das hier abgebildete Aquarell zu Eva Strittmatters Weltgefühl passt, ist doch schon ihr allererstes Gedicht aus einer Zwiesprache mit Bäumen entstanden. Fast noch ein Kind stand sie „unterm Domdach der rauschenden Eichen/ verharrend erhoffend ein Zeichen“. Später, als viel jüngere Ehefrau des berühmten Erwin Strittmatter, ging sie fast täglich in den Wald, um sich selbst zu befragen, sich ins Gleichgewicht zu bringen und auch das zu erspüren, was über menschliche Erfahrung hinausgeht: „Die Bäume leben im Kosmos/ Und nicht aus unserer Kraft./ Leicht könnten wir uns verwechseln/ Mit ihnen, als lebten wird lang,/ Jahrhunderte ohne Gewissen…“ So steht es im Gedicht „Die Bäume I“, zu dem Hans-Jürgen Gaudeck uns empfinden lässt, wie klein wir Menschen mit unserem kurzen Leben inmitten der Bäume sind, die Hunderte von Jahren alt werden können.

Irmtraud Gutschke

Eva Strittmatter/ Hans-Jürgen Gaudeck: Unterm roten Rotdorndach. Steffen Verlag, 84 S., 40 Farb. Abbildungen, 19,95 €.

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