Die Pracht der Paläste
Von Irmtraud Gutschke
Zugegeben, bei vielen ist sie verblichen. Mehr als 3200 Adelssitze soll es einst in Schlesien gegeben haben.So viele Schlösser und Herrenhäuser gibt es rund um Jelenia Gora, dass der polnische Staat nicht imstande sein kann, sie alle zu erhalten und einer Nutzung zuzuführen. Aufwändig restauriert wurden vor allem diejenigen, die in private Nutzung übergegangen sind – mit der Kehrseite, dass man sie oft nur von außen sehen kann. Im Schloss Wernersdorf in Pakoszów haben wir vornehm Kaffee getrunken und uns an dem schönen Park erfreut. Dass es dort einen Festsaal mit rekonstruiertem Deckengemälde und ein sogenanntes „Kachelstübchen“ gibt, konnten wir nur aus dem Buch „Das schlesische Elysium“ von Arne Franke erfahren.
Das Hirschberger Tal wurde schon im 19. Jahrhundert so genannt. In einer historischen Einführung ist deutsch-polnische Geschichte in ihrer ganzen Kompliziertheit zu erleben. Das Herzstück des Buches aber ist die Auflistung von Burgen, Schlössern Herrenhäusern und Parks in alphabetischer Reihenfolge. Von Agnetendorf – Jagniatków, wo Gerhart Hauptmann einst seine „Burg zu Schutz und Trutz“ hatte, bis zum erwähnten Wernersdorf. Ein extra Kapitel gilt bedeutenden Adelssitzen in der Umgebung, darunter der Burg Tzschocha und dem Schloss Braunau, in dem sich jetzt ein repräsentatives Hotel befindet.
Überhaupt scheint die Nutzung als Hotel eine gute Möglichkeit zu sein, dem Besucherinteresse etwas entgegenzukommen. Das wunderschöne Schloss in Bad Warmbrunn mit schönem Park ist Teil der Universität Wroclaw, in der Propstei ist ein Kurhaus untergebracht. Schloss Erdmannsdorf in Myslakowice dient als Schule. In der Ferienzeit fanden wir das Tor verschlossen und fuhren weiter nach Lomnitz – Lomnica, wo es tatsächlich Führungen im Hotel gibt und im sogenannten Witwenhaus anbei ein schönes Hotel. Beim Spaziergang durch den großen Landschaftspark konnten wir aus der Ferne schon einmal das weiße Schloss Schildau – Wojanów sehen. Das wäre das richtige Hotel für uns, dachten wir, und konnten von der Rezeption aus sogar einen Blick in das neu erbaute Schwimmbad werfen. Aus dem Buch erfuhren wir allerdings, dass im Inneren des Schlosses kaum mehr etwas original ist, nachdem es 2002 aus unbekannten Gründen ausbrannte. Überaus verdienstvoll ist es, dass Arne Franke unter Mitarbeit von Katrin Schulze den ausführlichen Beschreibungen von Baugeschichte auch jeweils verlässliche Angaben zu Anfahrt, derzeitiger Nutzung und Besichtigungsmöglichkeiten hinzufügte.
Arne Franke: Das schlesische Elysium. Burgen, Schlösser, Herrenhäuser und Parks im Hirschberger Tal. Deutsches Kulturforum östliches Europa, 307 S., geb., 19,80 €.