Ein Lob der Quarktorte
Von Irmtraud Gutschke
Der schwierige Übergang von einer monopolaren zu einer multipolaren Weltordnung, die Krise des Neoliberalismus, di schon vor Corona begann, die Geheimnisse unserer Gehirnaktivitäten und wie sie ausgenutzt werden können, ostdeutsche Befindlichkeiten, dazu Werke berühmter Autoren – wie machen sich Sandmasse und Mürbeteig in dieser Gesellschaft aus? Was hat der Krümelkuchen zu suchen in so ernsthafter Gesellschaft? Ich stelle diese rhetorische Frage im Namen der Leserinnen und Leser dieser Seite. Für mich selbst ist entschieden, dass harte oder auch raffinierte geistige Kost ihre Ergänzung hat im Körperlichen, Sinnlichen. Wenn ich es schwer habe beim Schreiben, esse ich (leider zuviel) Schokolade, und nachts vermag mich manchmal auch der Gedanke an einen Kuchen wachzuhalten. Die Finger im Teig, das erdet den Geist.
Genug der Vorrede: Ich habe „Wir backen gut“ schon in einer Ausgabe aus DDR-Zeiten im Küchenregal. Die ist inzwischen ziemlich zerlesen, denn sie war oft im Gebrauch. Obwohl ich noch andere Backbücher zum Blättern und Schmecken in Gedanken, aber wenn ganz praktisch etwas fertig werden soll, ohne viel Blättern und Herumirren, dann hat sich gerade dieses „Grundlagenwerk bewährt. Nun gibt es davon eine Neuausgabe in neuem Gewand mit sage und schreibe 500 gelingsicheren Rezepten. Knapp und präzise die Texte, schnörkellos mit allen notwendigen Informationen. Bilder gibt es auch, aber sie sind nicht die Hauptsache. Ums praktisch Praktikable geht es, und es schein wirklich alles, alles enthalten zu sein, was man nur suchen kann. Wie viele Sorten Quarktorte allein gibt es zu kosten, wie viele verschiedene Apfelkuchen. Eigentlich hatte ich vor, das Buch zu verschenken. Nun zweifle ich, ob ich es nicht doch behalte.
Wir backen gut. Das Grundbackbuch. 45. vollständig überarbeitete Auflage. BuchVerlag für die Frau, 255 S., geb., 18 €.