Willkommen in meinem Literatursalon
Irmtraud_Gutschke

Lesen macht glücklich, weil es uns sagt, wer wir sind und wer wir sein wollen, weil wir über uns hinauswachsen, in fremder Haut erleben dürfen, was uns sonst verschlossen bliebe. Heutzutage scheinen wir ja in Informationen zu ertrinken und haben doch das Gefühl, dass uns Wichtiges fehlt. Was ich suche, sind Bücher, die in diesem Sinne nachdenklich machen, ja auch solche, von denen ein Leuchten ausgeht. Viele Jahrzehnte habe ich als Literaturredakteurin mit Hunderten, ja Tausenden von Texten zu tun gehabt, auch selber Bücher geschrieben. Die Neugier auf Neues will ich hier mit anderen teilen.

„literatursalon.online“: Stellen Sie sich vor, wir sind zusammen in einem schönen Saal, und Sie möchten von mir wissen, was sich zu lesen lohnt. Was interessiert Sie denn, frage ich zurück. Politische Sachbücher? Gute Romane und Erzählungen? Spannende Krimis? Bildbände, die man immer wieder betrachten möchte? Mit meiner Auswahl lade ich Sie zu Ihren eigenen Entdeckungen ein.

Irmtraud Gutschke

Wenn Sie mehr über mich erfahren wollen - meine Biografie, meine Bücher und Veranstaltungen - , schauen Sie auf meine Webseite www.irmtraud-gutschke.de

Liliane Steiner: Louisa und die Schattenmonster

Die Angst im Dunkeln

Von Irmtraud Gutschke

Da ist ein Gespenst unter meinem Bett. Ich schrie nach der Mutter, immer in Angst, dass der böse Geist sich rächt. Der Vater öffnete die Tür, schaltete das Licht an und sagte „Ich sehe keine Gespenster“, dann ging er wieder.

Der Vater im Buch von Liliane Steiner ist da viel verständnisvoller. Vielleicht konnte er sich auch daran erinnern, einst im Dunkeln Angst gehabt zu haben. Wenn das allen Kindern so geht – und ich denke, das ist so in einem gewissen Alter -, dann ist dies ein Buch für alle Kinder, ich würde mal sagen, von Drei bis Sechs. Die malerischen Illustrationen führen ins Dunkel mit seinem Zauber, seinen Geheimnissen. Und der Text setzt den Ängsten Mut entgegen, so wie wir es nicht anders erwartet haben. Sich verkriechen und flüchten – irgendwann begreift Louisa, dass sie die Monster so nicht los wird. Sie muss sich bewaffnen…

Was ich besonders schön finde: Das Vorsatzpapier auf den Innenseiten des Buchdeckels zeigt Schattenspiele, die man mit zwei Händen üben kann. Wenn so ein Wolf entsteht, ein Hase, ein Adler, ist schon ein Stück Immunität gegen die Angst, die bei einem Kind doch ganz verständlich ist.

Liliane Steiner: Louisa und die Schattenmonster. Kunstanstifter Verlag, 28 S., geb., 20 €.

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