Magie der Bestärkung
Ein Buch der Zuversicht: „Vielleicht“ von Kobi Yamada und Gabriella Barouch
Da hat eine Illlustratorin keine Angst, dass etwas nostalgisch, romantisch wirken könnte. Dass etwas gefällig, erbaulich sei, wirkt im heutigen Kunstbetrieb ja nicht selten sogar als Gefahr einer Realitätsverleugnung, von der-man sich tunlichst fernhalten möchte. Als ob man dem Verstörenden in der Realität etwas hinzufügen müsste und gerade dadurch Aufmerksamkeit fände.
Ich merke, ich gehe zu weit. Indem ich Gabriella Barouch lobe, will ich kein neues Dogma aufstellen. Ihre Bilder sind wunderbare Süßigkeiten, die wir genießen, wohl wissend, dass sie nicht als Grundnahrungsmittel taugen. Vor allem aber ist es genau die Art der Illustration, die zum Text von Kobi Yamada passt, der so eindringlich einfach mit dem Wort „vielleicht“ spielt, mit den vielen Möglichkeiten, die es birgt. Kinder, auch Erwachsene als Adressaten — nicht in der Mehrzahl, sondern als einzelne: „Vielleicht wirst du einmal Dinge bauen, die hoch bis in den Himmel ragen? Dein Leben gehört dir. Probier so viele Dinge aus, wie du nur ausprobieren kannst. Schau dir so viel an, wie du nur anschauen kannst.“
Binsenwahrheiten? Nein Bestärkungen, gerichtet an ein Ich, wie jung oder alt es auch sei, das zweifelt, wie es uns Menschenwesen eigen ist, zweifelt an der Zukunft und den eigenen Kräften. Fürchte dich nicht, so klingt es aus dem Buch, du kannst dir vertrauen, viele Aufgaben warten auf dich. Anderen helfen kannst du, „Licht an Orte bringen, die viel zu lange dunkel waren …Was, wenn du Talente besitzt, die du bis jetzt noch gar nicht entdeckt hast?“. Das ist, zugegeben, ganz allgemein gesagt. Wie es Beschwörungen nun mal an sich haben. Wortmagie zum edelsten Zweck. Dem gibt die Illustratorin ihre Phantasie hinzu, das Reale im Surrealen zu spiegeln.
Irmtraud Gutschke
Kobi Yamada: Vielleicht. Illustriert von Gabriella Barouch. Adrian Verlag,
44 S., geb., 12,95 €.