Spaziergang zum Schaudern
Wie soll man noch unbeschwert am Berliner Neptunbrunnen stehen, wenn man in diesem Buch von einer überaus grausamen Hinrichtung dort gelesen hat. Was kein Vorwurf gegen den Autor Armin A. Woy sein soll , der für die Reihe „Berliner Spaziergänge“ Grusliges und Geheimnisvolles zusammengetragen hat. Leserinteresse dürfte ihm gewiss sein, zumal sich da auch überaus reizvolle Vorstellungen eröffnen. Könnte es nicht sein, dass man auch selbst bei Neumond die wundersame Verwandlung der Schale im Berliner Lustgarten erlebt? Die sagenhaften Hintergründe werden ja hier erzählt. Und wie wäre es, wenn sich die Marienkirche einmal um sich selber dreht? Wer alle fünf Finger einer Hand in die Löcher des großen Steinkreuzes neben der Eingangstür steckt, könnte das bewerkstelligen, müsste aber eine sehr, sehr große Hand haben…
Eine unterhaltsame Anregung für einen Spaziergang zum Schaudern — von Berlin Stadtmitte, bis zur Spandauer Vorstadt und zum Kreuzberg. Schade nur, dass das schön illustrierte Heftchen nicht offen vor einem liegen bleiben will, sondern sich gleich wieder schließt. Das ist kein Mysterium, sondern hat schlichtweg mit der Art der Bindung zu tun.
Irmtraud Gutschke
Armin A. Woy: Grusel in Berlin. Elsengold Verlag, 66 S., br., 5 €.