Das witzigste Gruselbuch aller Zeiten
Irmtraud Gutschke
Zwei sehr unterschiedliche Illustratoren haben sich zusammengetan und etwas kreiert, was Kinder vielleicht längst nicht so würdigen können wie Erwachsene. Die verstehen nämlich den Hintersinn und das Befreiende. Die wissen, was in der Realität wirklich gruslig ist, und leiden darunter.
Das Buch beginnt als Comic; Ole Könnecke ist bekanntlich erfahren in diesem Metier. Die Eltern sind bei den Nachbarn eingeladen und lassen die Kinder allein. Die tun sich an Kartoffelchips und Saft gütlich und schauen im Fernsehen, was sie sonst nicht dürfen. Nun will die kleine Celeste eine Gruselgeschichte hören. Wie großartig hat Ole Könnecke das ins Bild gebracht. Man befindet sich wie in einem Film. Boris, der größere Bruder, der eigentlich auch noch klein ist, gibt sich mit dem Gruseln alle Mühe. Aber es ist wie im Grimm’schen Märchen: Der jüngere Bruder, den alle für dumm halten, will das Gruseln lernen, doch kein Gespenst kann ihn schrecken. So sehr sich auch Boris anstrengt, die kleine Celeste findet seine Geschichte entweder langweilig oder süß.
Ganz anders als wir Erwachsenen. Rechts Könneckes lustiger Kinderstreit, links die von Nikolaus Heidelbach gemalten Bilder. In seinem unnachahmlichen malerischen Stil bringt er uns Szenen vor Augen, die wir nicht erleben möchten.. Gespenster mit Krallen, riesige Kröten und Fledermäuse, eine Menschenfresser-Blume, ein Riesenungeheuer, das Celeste bloß zu einem Spiel animiert, einen furchterregenden Affen, der dem Mädchen bloß leid tut, Statuen, die lebendig werden, eine Dame ohne Kopf … Als Kind hätte ich davon Angstträume bekommen in der Nacht. Hätte ich aber Celeste kennengelernt, wäre das womöglich nicht passiert. Ich hätte begriffen, wie man Grusel einfach weglachen kann.
Gutenachtgeschichten für Celeste. Ein sehr gruseliges Bilderbuch von Nikolaus Heidelbach und Ole Könnecke. Hanser, 32 S., geb., 18 €.