Glaub bloß nicht jeden Mist
Irmtraud Gutschke
Golden glänzt der Einband dieses Buches. Und auf den 64 großformatigen Seiten hat sich die Illustratorin Jasmine Floyd auch alle Mühe gegeben, uns visuell zu verzaubern. Schließlich ist uns Magie versprochen, an die – es sei vorweg gesagt – Tom Adams, Buchautor und Fernsehproduzent, nicht glaubt. Eher interessiert ihn, was dahinter steckt und warum so viele Leute auf allerlei Tricks hereinfallen. So viel Erhellendes hätte man unter dem Titel „Magie und allerlei Unfug“ nicht erwartet. So ist das Buch eine Überraschung im allerbesten Sinn. Nicht nur für Sieben- bis Neunjährige, sondern für Erwachsene auf andere Weise gar noch viel mehr.
Oder sagen wir es so: Es bietet für jedes Interesse etwas. Um Zaubertricks geht es wie die zersägte Frau oder das Kaninchen aus dem Hut. Berühmte Zauberer – muss wohl sagen: Illusionisten – werden vorgestellt oder auch Betrüger, die sich einst einen Namen machten – und sich eine „goldene Nase“ verdienten. Kinder werden ihre Freude daran haben, kleine „Zaubertricks“ mal nachzumachen. Auch hat der Autor viele gute Ideen, was „Unfug“ betrifft. „Freunde veralbern“, die Warnung inklusive, dass „ein guter Streich … niemanden verletzen oder ärgern oder irgendetwas beschädigen“ darf. Wobei ich es schon unangenehm fände, wenn jemand die Flüssigseife im Seifenspender durch Honig austauscht. Die Ideen, die hier aufgeführt werden, lassen sich ja auch noch variieren.
Aber Spaß ist ja versprochen, und die Verkleidungstipps auf den Seiten 48, 49 sind eine unschuldige Sache im Vergleich mit Täuschungsmanövern in Vergangenheit und Gegenwart. Das „Trojanische Pferd“ ist ja sprichwörtlich geworden, aber von der Operation „Mincemeat“ im Zweiten Weltkrieg hatte ich noch nichts gehört. Wobei mir klar ist: Zum Krieg hat immer schon die List gehört, den Gegner zu Entscheidungen zu verleiten, die ihm letztlich schaden. Und wir Medienkonsumenten zerbrechen uns die Köpfe, während wir nebenbei noch selber allerlei Verführungen unterliegen.
„Toast essen macht klüger“? Denn die Forschung habe herausgefunden, „dass die Rinde des Toasts Okklonoide ethält, die die Synapsenfeuerungsrate um bis zu 23 % erhöhen. Dadurch arbeitet das Gehirn schneller und die Problemlösungsgeschwindigkeit erhöht sich.“ Nein, nein, darauf fallen wir nicht rein, oder? Aber wenn wir uns von Fake News umgeben wissen, steigt auch die Verunsicherung. Was können wir wissen, was können wir glauben?
„Nur weil du irgendetwas irgendwo gelesen hast, heißt das nicht, dass es wahr ist!“ Und umgekehrt: Garantiert das öffentliche Etikett Verschwörungstheorie denn, dass es nicht auch wahr sein könnte? Sogar im Buch selbst stecken einige Täuschungsmanöver, über die uns der Autor am Schluss freilich in Kenntnis setzt. Glaub nur nicht jeden Mist! So ließe sich der Ertrag der wirklich unterhaltsamen Lektüre umschreiben. Wobei man dann wieder staunt, wie etwas sich als völlig glaubhaft herausstellt. Absolut faszinierend finde ich den Zahlentrick auf Seite 15, mit dem man „Gedanken lesen“ kann. Der funktioniert tatsächlich! Egal, welche dreistellige Kombination man sich ausdenkt, in der man etwas vertauscht, subtrahiert und addiert, es führt immer zum gleichen Ergebnis.
Tom Adams: Magie und allerlei Unfug. Das große Buch der Streiche, Zaubertricks und Illusionen. E.A. Seemanns Bilderbande, 64 S., geb., 22 €.