Eine Szene wie auf dem Titelblatt des „Ali Mitgutsch“-Kalenders für 2021 habe ich gerade auf einem Spielplatz in Berlin-Kreuzberg erlebt. Kinder zwischen Eins und Sechs kletterten, rutschten, rannten herum, buddelten im Sand. Die jungen Mütter, Väter, Großeltern, egal woher sie stammten, freuten sich an ihnen und passten auf, dass ja keins wegrennt oder sonstwas passiert.
85 Jahre ist Ali Mitgutsch in diesem Jahr geworden. Mehrere Generationen hat er mit seinen „Wimmelbüchern“ begeistert und zahlreiche andere Künstler inspiriert. Den Kalender für 2021 werden sich nicht nur Kinder, sondern auch ihre Eltern und Großeltern immer wieder gerne ansehen. Was passiert da auf dem Rodelberg im Januar? Was ist zu tun auf einem Bauernhof? Und wie schön ist es, wenn Kinder auf einer Frühlingswiese spielen! Auf eine Bergwanderung, zu einem Radrennen, auf einen Bauplatz nimmt uns der Künstler mit. Lustvolles Schauen und spielerisches Wörterlernen – heile Welt?
Gegen solchen Vorwurf hat Ali Mitgutsch in einem Interview einen anderen Begriff gesetzt: „Heilbare Welt“. Denn dazu sind wir den späteren Generationen verpflichtet. Diese Verantwortung dürfen wir nicht abwälzen. Die freundliche Kraft, die in Kindern steckt, sie ist zu behüten, zu bestärken. Eins ist hingefallen auf dem „Wimmelbild“, das andere bläst auf das „Aua“. Sage keiner, das sei unpolitisch. Aus Mitgefühl erwächst Solidarität, von der es viel mehr geben sollte heute, da für viele nur eigenes Fortkommen zählt. Man sieht’s schon im Straßenverkehr.
Irmtraud Gutschke
Ali Mitgutsch: Rundherum in Stadt und Land. Kalender 2021. DUMONT Kalenderverlag, 52 x 42,5 cm, 28 S., 20 €.