Da steckt Liebe drin
Irmtraud Gutschke
Wann, wenn nicht jetzt, sollte man dieses Buch empfehlen: Vor Weihnachten, wenn die Grübelei einsetzt, was wir verschenken könnten. Meine Tochter kauft sich sofort, was sie benötigt, und das meist in Eile per Smartphone. Und auch andere Leute, die ich kenne, bauchen jetzt keine Küchenutensilien und keine Vasen mehr, keine Bettwäsche und nicht noch den fünfzigsten Schal. Wer dieses Buch verschenkt, schenkt garantiert gleich glückliche Minuten: ausgepackt und darin geblättert, wobei einem schon das Wasser im Munde zusammenläuft. Kartoffelpüree mit getrockneten Steinpilzen wäre doch sogar für die kommenden Feiertage eine tolle Idee. Wobei man die trockenen Zutaten auch in einem Glas mischen und verschenken kann. Ebenso wie eine selbstgemachte gekörnte Brühe aus Kartoffeln, Steinpilzen, Gemüse und Gewürzen. Klar, dass sie besser schmeckt als eine industriell hergestellte.
„Selbstgemacht“: Das hat mit Liebe zu tun. Liebe steckt schon im Ausdenken selbst. Die Zeit für die Zubereitung wird dann der Speise als Liebesenergie hinzugefügt. Und manchmal, wie etwa bei den vorbereiteten Brezenknödeln, hilft man anderen dann wieder, Zeit zu sparen. Moment: Wie oft habe ich jetzt das Wort Zeit verwendet? Entspann dich, sage ich mir. Und wie könnte das besser gelingen als durch Espresso-Schokoladen-Würfel, bei deren Herstellung man natürlich kosten muss.
Im nächsten Frühling werde ich Bärlauch-Knospen einlegen. Im Sommer kümmere ich mich um die „Tomätchen in Kräuteröl“. Das Rote-Bete-Carpaccio mit Limette und Kokos passt zu jeder Jahreszeit. Die Quiche mit Rotkraut und der Bratapfel mit Speck kommen mir jetzt zupass. 42 Rezepte hat Veronique Witzigmann zusammengestellt: raffinierte, ungewöhnliche, ganz besondere. „Die Auswahl reicht von einer kleinen Knabberei für einen gemütlichen Mädelsabend bis zu einer Torte als Mitbringsel zum Brunch, vom Überraschungs-Dessert für die Schwiegermutter bis zum Erfrischungsgetränk, das bei einer Wanderung aus dem Rucksack gezaubert wird oder den Grillabend bei Freunden bereichert.“ Wie viele Begegnungen mit lieben Menschen sind da schon mitgedacht!
Das Buch ist ja auch aus im Miteinander zweier Frauen entstanden, die Liebe in sich tragen: Von Veronique Witzigmann hat Kat Menschik vor Jahren schon den Band „Nach Essen essen“ illustriert. Nun also ein zweites Kochbuch in der Reihe ihrer „Lieblingsbücher“. Jetzt würde sie alle Rezepte selber ausprobieren, schreibt die Künstlerin in ihrer Nachbemerkung. „Bis vor Kurzem war ich beim Zeichnen und Malen, um das Buch möglichst üppig mit Bildern auszustatten. Ich hoffe, Ihnen gefällt die Mischung der unterschiedlichen Techniken. “ Und zu Recht dankt Kat Menschik auch dem Verlag, der solcher Üppigkeit keine Grenzen setzt.
Kat Menschik, Veronique Witzigmann: Selbstgemachte Geschenke zum Aufessen. Galiani Berlin. 112 S., geb., 22 €.
