Im Zauberreich der Verwandlungen
Irmtraud Gutschke
Auch wenn das Titelbild ein Paar zeigt bei einem Pas de deux, es werden vor allem wohl kleine Mädchen sein, die sich für Ballett interessieren. Einfach weil es so schön aussieht, wie die Tänzerinnen sich bewegen. So graziös. Weil man selber gern die Fähigkeit hätte, mit dieser Leichtigkeit zu fliegen zu wunderbarer Musik. „Hier erzählen uns Tänzer und Tänzerinnen von Abenteuer, Liebe, Glück und Unglück – nur mit Hilfe ihrer Gesichtsausdrücke, Körpersprache und dem Tanz“, heißt es in der Einleitung des Buches. „Die Schritte und Haltungen, die sie dabei verwenden, wurden vor etwa fünfhundert Jahren an italienischen und französischen Königshöfen erfunden.“ Und weil das Ballett vor allem auch in Russland beliebt war, stammen besonders viele Ballettstücke von russischen Komponisten.
So will dieses Buch vieles vereinen. Mit den Grundübungen und Grundpositionen, die man in einer Ballettschule lernt, beginnt es und widmet sich dann ausführlich sechs besonders berühmten Balletten. Drei stammen von Pjotr Iljitsch Tschaikowski: „Schwanensee“, „Dornröschen“ und „Der Nussknacker“. Hinzu kommen „Coppélia“ mit der Musik von Léo Delibes, „Giselle“ von Adolphe Adam und „Der Feuervogel“ von Igor Strawinsky. Susa Hämmerle lässt sie in ihren Texten lebendig werden, märchenhaft geradezu, denn eigentlich sind es ja Märchen. Und Anna Severynovska hat besonders schöne Bilder gemalt, die wichtige Szenen aus diesen Balletten vor Augen führen.
Odette, der verzauberte weiße Schwan, wird mit Prinz Siegfried vereint. Coppélia war bekanntlich eine Puppe. Dornröschen, die hier Prinzessin Aurora heißt, wird am Ende wachgeküsst, wie es sich gehört. Giselle verwandelt sich nach ihrem Tod in ein elfenhaftes Wesen. Prinz Iwan Zarewitsch will den Feuervogel fangen, und der schenkt ihm eine Zauberfeder. Schließlich tut sich Seltsames in der Weihnachtsnacht: Ein Nussknacker verwandelt sich in einen Prinzen.
Ist es nicht eigentlich die Verwandlung, die hier gefeiert wird? Verwandlung zum Guten: Also kann man hoffen. So wie die Tänzerinnen und Tänzer vor uns wie schwerlos erscheinen, lassen sie auch unsere Seelen fliegen.
Was für ein wunderbares Hörerlebnis verspricht die beiliegende CD, einfühlsam gesprochen von Dietmar Wunder, der uns die Märchen erzählt, wie man sie auch im Buch nachlesen kann, aber hier sind sie von herrlicher Musik untermalt. Und vielleicht beginnen die kleinen Mädchen – das Buch ist für Kinder ab gedacht – sogar danach zu tanzen.
Susa Hämmerle: Mein erstes Ballettbuch. Berühmte Ballette zum Träumen und Mittanzen. Illustriert von Anna Severynovska. Das Musikalische Bilderbuch. Annette Betz Verlag, 48 S. mit Hörbuch und Musik, geb., 25 €.