Willkommen in meinem Literatursalon
Irmtraud_Gutschke

Lesen macht glücklich, weil es uns sagt, wer wir sind und wer wir sein wollen, weil wir über uns hinauswachsen, in fremder Haut erleben dürfen, was uns sonst verschlossen bliebe. Heutzutage scheinen wir ja in Informationen zu ertrinken und haben doch das Gefühl, dass uns Wichtiges fehlt. Was ich suche, sind Bücher, die in diesem Sinne nachdenklich machen, ja auch solche, von denen ein Leuchten ausgeht. Viele Jahrzehnte habe ich als Literaturredakteurin mit Hunderten, ja Tausenden von Texten zu tun gehabt, auch selber Bücher geschrieben. Die Neugier auf Neues will ich hier mit anderen teilen.

„literatursalon.online“: Stellen Sie sich vor, wir sind zusammen in einem schönen Saal, und Sie möchten von mir wissen, was sich zu lesen lohnt. Was interessiert Sie denn, frage ich zurück. Politische Sachbücher? Gute Romane und Erzählungen? Spannende Krimis? Bildbände, die man immer wieder betrachten möchte? Mit meiner Auswahl lade ich Sie zu Ihren eigenen Entdeckungen ein.

Irmtraud Gutschke

Wenn Sie mehr über mich erfahren wollen - meine Biografie, meine Bücher und Veranstaltungen - , schauen Sie auf meine Webseite www.irmtraud-gutschke.de

Claudio Del Principe: a casa

Plaudern beim Kochen

Irmtraud Gutschke

Am 14. September komme ich von einer Reise zurück, also schaue ich in diesem Buch, was ich am 15. September kochen könnte. Das Versprechen von Claudio del Principe lautet ja „Noch mehr Inspiration für jeden Tag“. Aber das ist kein Ratgeber für hastige, stressgeplagte Frauen. Oder vielleicht doch. Denn es dient der Entschleunigung. Auch schlägt man das Buch nicht bloß zielgerichtet auf, um ein Rezept zu suchen. Der Autor will uns ja auch mit Lektüre unterhalten. Wir hören ihm zu, wie er plaudert, ja wir können ihn gleichsam vor uns sehen, wie er nebenbei kocht. Glücklich. Es ist ja seine Leidenschaft. Die paart sich bei ihm mit Qualitätsbewusstsein. Selbst Einfaches muss hochwertig sein. Sein Brot bäckt er selbst. Seine Fotos im Buch sind überhaupt fantastisch, aber die Brot-Bilder sind so, dass man eigentlich nie wieder fertig gekauftes haben will. Kostet Zeit, aber so viel nun auch wieder nicht. Selbstgemachtes Hefewasser, haben Sie das schon mal gehört?

Viele Anregungen: Frikadellen werden würziger, wenn man nicht Weißbrot, sondern Rogenbrot hinzufügt. Bratkartoffeln gelingen besonders gut mit luftgetrocknetem Speck … Und so weiter: Viele verschiedene Pasta-Gerichte, viel Gemüse und eben nicht nur Rezepte, sondern ein Erzählen über das Glück, gut zu kochen und zu essen.

Was findet sich also Faszinierendes für den 15. September? Eine Gericht namens „Innere Andacht“. So verheißungsvoll das klingt, so schmeckt es wohl auch. Es ist eigentlich nichts weiter als Rinderleber mit Zwiebeln. Ich weiß eigentlich, wie man das brät, vielmehr glaubte es zu wissen. Was ich nicht wusste, dass man die vielen Zwiebeln in Butter anschwitzen muss, ohne sie zu bräunen, ein Lorbeerblatt dazu, ein Spritzer Weißweinessig und dann mit Weißwein ablöschen, der dann fast ganz einkochen soll. Ob ich das Procedere noch dreimal wiederhole, wie der Koch rät, weiß ich noch nicht. Auf jeden Fall muss noch Rinderbrühe drauf (am besten natürlich hausgemacht), und es soll eine Stunde köcheln. Erst dann die in dünne Scheiben geschnittene Leber in schäumender Butter scharf anbraten.

Claudio del Principe: a casa. Noch mehr Inspiration für jeden Tag. AT Verlag, 247 S., Leinen, 39 €.

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