„Flausen sind schöne Gedanken“
Andrea Karimé und Renate Habinger ist ein zauberhaftes Buch gelungen
Irmtraud Gutschke
Wie alt mag Minu sein? Vielleicht vier, denn für Kinder ab vier ist das Buch gedacht. Für phantasiebegabte Kinder wohlgemerkt. Aber liegt es nicht an uns Erwachsenen, ob und wie sie Phantasie entwickeln können? Der Papa im Buch ist schwer beschäftigt. Er sitzt am Computer und hört nie das Gras wachsen. Er sieht auch den blauen Vogel Himmi nicht, mit dem sich seine Tochter unterhalten kann. Und den „Geheimnismann“ im Haus gegenüber hält er nur für einen Alten, der mal zum Friseur gehen sollte. Oma würde es anders sehen, , aber die lebt in einem Sommerland, weil ihr der Winter nicht bekommt. „Du mit deinen Flausen!“, sagt Papa. Aber Oma sagt immer: „Flausen sind schöne Gedanken, und Blumen sind Marmelade für die Flausen!“
In der Geschichte von Andrea Karimé wie auch in Renate Habingers Bildern steckt etwas vom Geist der Romantik. Flausen? Fragt sich, ob Minus Erlebniswelt nicht eigentlich das Wahre ist. Lesend wechselt man die Rollen, streift sich die Last der Ernsthaftigkeit von den Schultern und sieht mit Freuden, dass dieses kleine Mädchen noch immer in einem ist. Ganz leicht kann es sich dann mit dem anderen kleinen Mädchen verstehen, wenn es bei Oma auf dem Schoß sitzt, die ihr dieses Buch vorliest. Und staunt, dass es für ein Kind ganz normal ist, wenn da eine Wunschblume im Garten wächst, und an ihren Schirmchen hängen kleine Feen. Warum soll man sich den nicht in eine Luftschloss träumen?
Andrea Karimé, Renate Habinger: Minu und der Geheimnismann. Edition Nilpferd, 32 S., geb., 16 €.