Singende Wale, leuchtende Katzenaugen
Irmtraud Gutschke
Solch ein Buch hätte ich mir als Kind gewünscht – mit so leuchtend schönen Bildern und mit so einleuchtend formulierten Texten, so dass ich gleich verstanden hätte, warum Regenwürmer aus der Erde kommen, wenn Regen fällt und was es mit dem Polarstern auf sich hat. Und auch für mich als Erwachsene ist es interessant, denn ich hatte mir noch keine Gedanken gemacht, wieso Katzenaugen leuchten oder Pilze gern in einem Feenring wachsen. Vom „Walgesang“ habe ich schon gehört, aber dass es „Lieder“ von bis zu 15 Minuten Länge sind … Klar, dass Äpfel vom Baum fallen, wenn man sie nicht pflückt. Aber wie genau geschieht es? Was hat es mit den Polarlichtern auf sich und mit dem Leuchten, das man besonders in warmen Meeren beobachten kann? Wieso können Sanddünen „wandern“ und kann nasser Sand gefährlich sein? Im Buch ist es nur ein Gummistiefel, der steckenbleibt, aber auf der Insel Ischia habe ich erlebt, wie Autos von einer Sandlawine verschluckt wurden. Und eine Schneelawine: Die kann mit 160 Kilometer pro Stunde zu Tale sausen. Gut, dass die Skifahrer im Buch in Sicherheit abgewartet haben. Sollte aber das Eis der Arktis schmelzen, wäre die ganze Welt in Gefahr. Was geschieht, wenn der Meeresspiegel um 60 Meter steigt, möchte man sich gar nicht vorstellen.
Das Buch ist für Kinder von sechs Jahren an gedacht, wenn Eltern oder Großeltern sich Zeit nehmen, es vorzulesen und zu erklären. Aber ältere Kinder können sich wunderbar damit selbst beschäftigen, indem sie beim Blättern erst einmal das für sich heraussuchen, was sie interessiert und was ihnen verständlich ist. Mehr noch: Das besonders schon gestaltete Buch kann ihnen bleiben, bis sie erwachsen sind und dann immer noch etwas finden, was sie vorher so nicht wussten. Und umso mehr staunen, was die Natur an Wundern für uns bereithält.
Carl Wilkinson: Wunder der Natur zum Entdecken und Verstehen. Illustrationen von Grace Helmer. Prestel Verlag, 87 S., geb., 22 €.
