Reise in die Urzeit
Irmtraud Gutschke
Bis heute erinnere ich mich an den tschechischen Film „Reise in die Urzeit“. Vier Jungen haben in der Nähe einer Höhle einen versteinerten Trilobiten gefunden, steigen in ein Boot und folgen einem Fluss, der sie in versunkene Welten führt. Es ist gleichsam ein Strom der Zeit in die Vergangenheit unseres Planeten Erde ein. Von den vielen prähistorischen Tieren, die im Film vorgeführt werden, blieben mir der Stegosaurus und der Tyrannosaurus besonders in Erinnerung. Aber das war‘s dann auch schon. Heute erleben Eltern und Großeltern schon bei Drei- bis Sechsjährigen eine regelreichte Dino-Manie. Es gibt Dino-Parks, Dino-Spielzeug verschiedenster Art und natürlich auch Bücher zum Thema, von denen ich dieses ganz besonders hervorheben möchte: „Wundervolle Welt der Dinosaurier und der Urzeit“ überzeugt schon auf den ersten Blick durch eine ungewöhnlich edle Ausstattung mit goldener Schrift auf braunem Halbledereinband und sogar Goldschnitt, was heute nun wirklich selten geworden ist. Eine Zierde jeder Hausbibliothek.
Der wunderschöne Einband ist ein Signal zunächst schon mal an Erwachsene, ein Buch zu kaufen, das ihnen auch selber zugutekommt. Denn, so seltsam es ist, im Wissen um die Giganten der Urzeit sind unsereinem die Sprösslinge meist sogar voraus. Es ist ja allein schon erstaunlich, was für schwierige Namen sie sich merken können. Ein Beweis dafür, wie wunderbar das Gedächtnis funktioniert, wenn ein tiefes Interesse vorhanden ist?
Prof. Anusuya Chinsamy-Turan, Wirbeltierpaläontologin aus Südafrika, unternimmt mit uns eine Zeitreise über Hunderte Millionen von Jahren, beginnend mit dem Devon, als die ersten Landtiere auf Erden lebten, über den Karbon, die Hochzeit für Reptilien, Kambrium, Ordovizium, Silur bis hin zum Perm vor 298 bis 252 Millionen Jahren, als alle Kontinente zu einem riesigen Superkontinent namens Pangäa verbunden waren. Durch Klimaveränderungen und den Einschlag eines riesigen Meteoriten soll es in dieser Zeit zum größten Massenaussterben der Erdgeschichte gekommen sein. In diesem Buch nun werden anhand fossiler Funde über 90 Lebewesen der Urzeit vorgestellt, vor allem Tere, aber auch einige Pflanzen. Dass zum Beispiel die ersten Magnolien schon vor 100 Millionen Jahren wuchsen, war mir völlig neu. Aus einem versteinerten Magnolienblatt haben Forscher erfolgreich DNA gewinnen können.
Überhaupt lässt es die Autorin mit der Beschreibung der Arten nicht bewenden, sondern erzählt auch immer auch ein Stück Forschungsgeschichte. Und an die eindrucksvollen Illustrationen von Angela Rizza und Daniel Long reicht wohl keine andere Veröffentlichung heran. Heute weiß man ja viel mehr über prähistorische Welten als 1955, als der Film „Reie in die Urzeit“ entstand. Und sogar zur kindlichen Dino-Begeisterung gibt es Forschungen. Man ordnet sie in die sogenannte magische Phase zwischen drei und sechs Jahren ein. Wenn man einer Studie der Indiana University Glauben schenken will, kann ein verstärktes Interesse für Dinosaurier ein Hinweis auf eine erhöhte Intelligenz des Kindes sein.
Wundervolle Welt der Dinosaurier und der Urzeit. Text: Prof. Anusuya Chinsamy-Turan, Illustraionen Angela Rizza und Daniel Long. Verlag Dorling Kindersley, 264 S., geb., 24,95 €.