„Nichts machen ist was Schönes“
Von Irmtraud Gutschke
Kinderbücher werden ja von Erwachsenen geschrieben und auch von Erwachsenen gekauft. Wie sich mir gleich die Seele öffnet bei diesem Buch, merke ich. „Der schönste Tag zum Nichtstun“: Ein kleines Mädchen liegt mit geschlossenen Augen auf einer Wiese und lächelt selig. Da würde man mit ihr wirklich gern tauschen: Alle Hast von sich abperlen lassen, wenigstens für einen Tag.
Auch den beiden Autorinnen Nikola Huppertz (Text) und Mareike Ammersken (Illustrationen) wird es wohl so gegangen sein, denke ich. Woran ich allerdings ein ganz klein bisschen zweifle: Ob Vierjährige wirklich diese Ruhe suchen oder ob ihr Wesen nicht danach ruft, etwas zu erleben. Sei’s drum: Es geht hier ja nicht darum, wie es ist, sondern wie es auch schön sein könnte. Kindern ab vier wird eine Tür geöffnet zu einer möglichen Wahrnehmungsweise, die, glaube ich, auch irgendwie erlernt werden muss: Bei sich sein, den Augenblick genießen, einfach so. Papa versucht es auch, indem er die Zeitung liest. Aber – genaue Beobachtung der Autorin – er wird schon durch Robertas Anwesenheit nervös. Darüber könnte man mit Kindern mal reden: Warum das so ist. Weil sein Kopf rattert und rattert. Das ist ein Problem unserer Zeit.
„Ich bin hier nur so“, sagt Roberta auf die Frage einer nachbarin. „Genau wie meine Rosen“, antwortet die und versteht. „Nichts machen ist was Schönes“, sagt Roberta zu ihren Eltern. Die wundern sich, dann legen sie sich ins Gras und probieren es auch.
Nikola Huppertz: der schönste tag zum Nichtstun. Illustrationen mareike Ammersken. Annette Betz Verlag, 32 S., geb., 14,95 €.