Was, wenn Tiere denken und fühlen?
Von Irmtraud Gutschke
Ein Eichhörnchen springt durch den garten. Wie putzig. Ist es auf Nahrungssuche oder hat es einfach Spaß daran? Freut es sich? Wie gern würden wir wissen, was Tiere so denken und fühlen. Dabe ahnen wir dies oft nicht einmal bei unseren Menschen.
Wer dieses Buch zur Hand nimmt, wünscht es sich wohl eine Erklärung, dass es eine tierische Intelligenz gibt, dass Tiere Erfahrungen machen und fühlen können. Dieser Nachweis wird gebotenDas betrifft die kreative Herstellung von Werkzeugen, ein gewisses Kausalverständnis, eine gewisse Planung hinsichtlich, das nachdenken über eigene und fremde Möglichkeiten. Ludwig Huber, Professor für vergleichende Kognitionsforschung, untersucht Mensch-Tier-Beziehungen and der Veterinärmedizinischen Fakultät in Wien und ist, das merkt man bei der Lektüre wohl, seinem Forschungsfeld auch emotional verbunden. Anschaulich und im einzelnen beschreibt er die Reaktionen verschiedener Tiere, die auf Intelligenz schließen lassen. Überraschend für viele Leser ist vielleicht, dass dies nicht etwas nur Menschenaffen und überhaupt Säugetiere, auch nicht nur Vögel, von denen wir es vermuteten, sondern zum Beispiel auch Reptilien und Fische betrifft. „Viele Tiere modifizieren ihr Verhalten durch Lernen, sind nicht an das Hier und Jetzt gebunden, sammeln Erfahrung, speichern sie im Gedächtnis, richten das Verhalten nach zukünftigen Ereignissen und Bedürfnissen aus, kommunizieren untereinander, lernen voneinander und handeln miteinander.“
Interessant dabei die These des Autors, dass Tiere in der Evolution nicht etwa auf halbem Wege zum Menschen steckengeblieben sind, „sondern sich in eine ganz andere Richtung entwickelt haben“. Wie können wir sie erkennen und welche Schlussfolgerungen ergeben sich? Es ist ja nicht nur die Tatsache, dass mehr als 100 Millionen Tiere jährlich in Tierversuchen getötet werden. Mehr als 750 Millionen Lebewesen werden jährlich in Deutschland für den Fleischkonsum gemästet und geschlachtet. Dass diese Nutztiere Schmerz empfinden können, kann man nicht in Zweifel ziehen. In welchem Maße sie leiden, wenn sie zum Beispiel im Gefühl des völligen Ausgeliefertseins die Tötung von Artgenossen mit ansehen müssen, wenn wir uns das vorstellen, dürften wir tatsächlich kein Fleisch mehr essen.
Ludwig Huber: Das rationale Tier. Eine kognitionsbiologische Spurensuche. Suhrkamp, 672 S., geb., 34 €.