Wege zur emotionalen Erziehung
Von Irmtraud Gutschke
Wie diese Mitmachbox Kindern ab fünf gefällt, ist auszuprobieren. Auf 14 unterschiedlichen Tafeln kann mit verschiedenen Gemütszuständen experimentiert werden, um sie bei anderen und auch bei sich selbst zu erkennen. Das kann zusammen mit Erwachsenen geschehen. Die Therapeutin Chiara Piroddi, die das ganze erdacht hat, meint indes, dass Kinder auch sehr gerne ungestört für sich selbst damit spielen.
Für mich besonders interessant ist ein Beiheft zur Methode von Maria Montessori, die von 1870 bis 1952 lebte, 1907 das erste „Kinderhaus“ für Arbeiterkinder eröffnete, aber weil sie später Unterstützung durch die faschistische Regierung in Italien bekam, erst einmal in Verruf geriet. Dabei war ihre Erziehungsphilosophie alles andere als autoritär. Sie taugte ganz und gar nicht zur „Soldatenerziehung“, die Generationen von Kindern auch nach dem Krieg noch über sich ergehen lassen mussten. Es war im Gegenteil eine Erziehung, die auf ein freies, aufmerksames Zusammenspiel von Erwachsenen und Kindern Wert legte und auf einem Wissen über die „sensiblen Phasen“ des Heranwachsens beruht. Viele Konflikte entstehen ja dadurch, dass Eltern schlichtweg von ihren Kindern verlangen, was sie nicht leisten können, Druck ausüben, statt sie liebevoll in ihrer Entwicklung anzuregen.
Dabei wird der emotionalen Erziehung besondere Bedeutung beigemessen. „Gefühle erkennen, benennen und unterschieden zu können und ihnen einen physischen Ausdruck zu verleihen, sind lebenswichtige Fertigkeiten in der kindlichen Entwicklung“, schreibt Chiara Piroddi. „Kinder, die gelernt haben, ihre Emotionalität selbst zu kontrollieren, fühlen sich sicher und sind in der Lage, … Schwierigkeiten mit Entschlossenheit und Selbstvertrauen zu meistern und mit anderen in einer ausgeglichenen und gelassenen Weise umzugehen.“
Chiara Piroddi: Meine erste Mitmachbox Du und deine Gefühle. Illustrationen vo Agnese Baruzzi, Verlag White Star, 14,95 €.