Willkommen in meinem Literatursalon
Irmtraud_Gutschke

Lesen macht glücklich, weil es uns sagt, wer wir sind und wer wir sein wollen, weil wir über uns hinauswachsen, in fremder Haut erleben dürfen, was uns sonst verschlossen bliebe. Heutzutage scheinen wir ja in Informationen zu ertrinken und haben doch das Gefühl, dass uns Wichtiges fehlt. Was ich suche, sind Bücher, die in diesem Sinne nachdenklich machen, ja auch solche, von denen ein Leuchten ausgeht. Viele Jahrzehnte habe ich als Literaturredakteurin mit Hunderten, ja Tausenden von Texten zu tun gehabt, auch selber Bücher geschrieben. Die Neugier auf Neues will ich hier mit anderen teilen.

„literatursalon.online“: Stellen Sie sich vor, wir sind zusammen in einem schönen Saal, und Sie möchten von mir wissen, was sich zu lesen lohnt. Was interessiert Sie denn, frage ich zurück. Politische Sachbücher? Gute Romane und Erzählungen? Spannende Krimis? Bildbände, die man immer wieder betrachten möchte? Mit meiner Auswahl lade ich Sie zu Ihren eigenen Entdeckungen ein.

Irmtraud Gutschke

Wenn Sie mehr über mich erfahren wollen - meine Biografie, meine Bücher und Veranstaltungen - , schauen Sie auf meine Webseite www.irmtraud-gutschke.de

Heinz Janisch/ Birgit Antoni: Hänsel und Gretel

Mehr Harmonie als zu Grimms Zeiten, zum Glück

Von Irmtraud Gutschke

Das Weihnachtsmärchen par excellence: die Kinderoper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck nach dem gleichnamigen Märchen der Brüder Grimm. Das ist eigentlich ziemlich gruslig, beginnend damit, dass die notleidenden Eltern ihre Kinder loswerden wollen, indem sie sie in den Wald schicken. Und die Hexe ist auch noch eine Kannibalin.

Es befriedigt mich sehr, wie der bekannte Kinderbuchautor Heinz Janisch mit der Textvorlage umgeht. Er erzählt sie nämlich nicht einfach nach, sondern verlegt die Handlung in ein Opernhaus, wo Lia und ihre Mutter sich die Aufführung ansehen. Der Vater steht als Tänzer auf der Bühne, verkleidet in einen Baum. Lia bewundert ihn. Das Leben hier ist harmonischer geworden seit Grimms Zeiten. Die Kinder sollen Beeren sammeln, und der Vater macht sich Sorgen um sie, denn dort lebt eine Knusperhexe, die Kinder in Lebkuchen verwandelt. Die Eltern laufen sogar in den Wald, um Hänsel und Gretel zu suchen, und wie in der Oper erscheinen ihnen des Nachts vierzehn Engel, um sie in ihrem Schlaf zu behüten. Birgit Antoni hat sie gemalt ebenso wie das Traummännchen und das Taumännchen, das die Kinder am Morgen weckt. Die Knusperhexe lockt und macht ihnen Angst. Bleibt nur die Notwehr. Die kann man auch dem zart besaiteten Nachwuchs von heute nicht ersparen. Wie Vater und Mutter Hänsel und Gretel an sich drücken, wie auch die anderen verzauberten Kinder befreit werden – das Ende der Geschichte ist glücklicher, wie es nicht sein könnte.

Was für ein schönes Weihnachtsgeschenk! Eltern und Großeltern sollten sich mit ihren Kleinen wohl zuerst das Buch ansehen. Und danach: „Schau mal, was hier noch ist!“ Eine CD, gelesen von Heinz Janisch, verbunden mit den schönsten Passagen aus Humperdincks Oper. Was für ein wunderbares Kunsterlebnis!

Heinz Janisch: Hänsel und Gretel. Kinderoper von Engelbert Humperdinck und Adelheid Wette. Mein erstes Musikbilderbuch mit Begleit-CD. Illustrationen von Birgit Antoni. Annette Betz Verlag, 24 S., geb., 16,95 €.

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